Was sollen unsere Kinder lernen? Wie sollen sie lernen? Und wo? Schulen sind die entscheidenden Vermittlungsinstitutionen der Generationen, ihnen kommt im europäischen Einigungsprozess eine entscheidende Rolle zu – aber sie sind in einem erbarmungswürdigen Zustand. Mit Blick auf die Umbrüche und Krisen der Gegenwart erweitert Oskar Negt den Horizont, in dem über Lernen und Bildung nachzudenken ist. Erziehung ist für Negt immer auch Erziehung zu Mündigkeit, Freiheit und Selbstbestimmung. Dem betriebswirtschaftlichen Diktat, dem sich die Bildungsinstitutionen zunehmend fügen und dessen Ziel der allseitig verfügbare, 'marktkonforme' Mensch ist, setzt Negt ein Reformmodell angstfreien Lernens entgegen. Kritische Urteilskraft soll erworben, Kreativität und Eigensinn ermöglicht werden. Denn die Schule ist nicht nur für die fachliche Qualifikation der Schüler verantwortlich, sondern auch für ihre Ausstattung mit Kompetenz und Orientierung. Als Kinderstube der Demokratie muss sie einen zentralen Beitrag leisten zum Erlernen des aufrechten Gangs – in Deutschland und in Europa.