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Auftakt zur kommentierten Ausgabe der Werke Hermann Borchardts in fünf Bänden. Als den »größten lebenden Satiriker deutscher Sprache« stellte Brecht ihn einmal in New York vor. Er hätte ihn auch den glücklosesten deutschen Schriftsteller im Exil nennen können. Hermann Borchardt hatte in den 1920er Jahren unter Kennern mit Theaterstücken für Aufsehen gesorgt, von denen allerdings keines je aufgeführt wurde. Sein umfangreiches Werk ist bis heute nahezu unbekannt. Allein sein Roman »Die Verschwörung der Zimmerleute« erschien gekürzt 1943 in einer englischen Fassung. Unveröffentlicht blieb bisher…mehr

Produktbeschreibung
Auftakt zur kommentierten Ausgabe der Werke Hermann Borchardts in fünf Bänden. Als den »größten lebenden Satiriker deutscher Sprache« stellte Brecht ihn einmal in New York vor. Er hätte ihn auch den glücklosesten deutschen Schriftsteller im Exil nennen können. Hermann Borchardt hatte in den 1920er Jahren unter Kennern mit Theaterstücken für Aufsehen gesorgt, von denen allerdings keines je aufgeführt wurde. Sein umfangreiches Werk ist bis heute nahezu unbekannt. Allein sein Roman »Die Verschwörung der Zimmerleute« erschien gekürzt 1943 in einer englischen Fassung. Unveröffentlicht blieb bisher auch, was er über sein Leben schrieb. Gleich nach seiner Ankunft in den USA verfasste er ein »Lagerbuch« über seine Erlebnisse in deutschen Konzentrationslagern. In einem weiteren Werk schildert er seine Eindrücke aus Minsk, wo er als Professor für deutsche Sprache gearbeitet hatte. Während seine einstigen Genossen im Exil noch von Stalins Reich der Freiheit schwärmten, erkannte Borchardt die Sowjetunion längst als einen modernen Sklavenstaat. Schließlich begann er mit dem als »wahre Geschichte« seines Lebens annoncierten Roman »Der Club der Harmlosen« über seine Kindheit im wilhelminischen Berlin. Der einstige Sozialist Borchardt hatte sich da bereits zu einem Konservativen gewandelt, der gegen Ende seines Lebens zum katholischen Glauben konvertierte.

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Autorenporträt
Hermann Borchardt (1888 -1951), Schriftsteller, Essayist, Theoretiker und Intellektueller, der nahezu unbekannt im amerikanischen Exil starb. Hermann Haarmann, geb. 1946, (em.) Professor für Kommunikationsgeschichte mit dem Schwerpunkt Exilliteratur und -publizistik an der FU Berlin. Christoph Hesse, geb. 1972, Film- und Literaturwissenschaftler, Mitarbeiter des Instituts für Kommunikationsgeschichte und angewandte Kulturwissenschaften der FU Berlin. Lukas Laier, geb. 1991, Kultur- und Kommunikationswissenschaftler. Seit 2015 Mitarbeiter am Institut für Kommunikationsgeschichte und angewandte Kulturwissenschaften der FU Berlin.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur TAZ-Rezension

Rezensent Wilfried Weinke schätzt, dass dem weitgehend in Vergessenheit geratenen jüdischen Schriftsteller Hermann Borchardt, 1888 in Berlin unter dem Namen Joelsohn geboren, endlich eine Werkausgabe gewidmet wird. Im nun erschienenen ersten Band mit autobiografischen Texten erfährt Weinke von Borchardts Arbeit in Berlin und später in Minsk, von seiner Zeit in verschiedenen Konzentrationslagern und von seinem Exil in den USA, das von seinem wichtigen Briefpartner George Grosz ermöglicht wurde. Vor allem Borchardts Widerwillen gegen "politische Dreinrede und pädagogische Bevormundung" liest Weinke aus den Texten heraus, und die große Nüchternheit, mit der der Schriftsteller die andernorts (zum Beispiel in Willi Bredels "Die Prüfung", so Weinke) als "kommunistische Lagergemeinschaft" verklärte Realität im KZ beschreibt, beeindruckt ihn sehr. Gespannt sieht der Kritiker den Folgebänden der Werkausgabe entgegen.

© Perlentaucher Medien GmbH
»Mit Spannung darf man auf die weiteren Bände dieser literarischen Neuentdeckung warten.« (Wilfried Weinke, taz. am wochenende, 03./04.07.2021) »Aus dem Nebel der Vergangenheit tritt hier eine Persönlichkeit hervor, die mit jedem Band der Werkausgabe an Profil gewinnen wird.« (Martin Oehlen, buecheratlas.com, 19.04.2021) »Borchardt bekommt durch die Ehre der Werkausgabe den Platz in der Literaturgeschichte, der ihm zeitlebens verwehrt wurde.« (Veronika Schuchter, literaturkritik.de, 17.09.2021)