Psychoanalytische Interpretationen haben immer wieder versucht, herauszufinden, was Werther hätte retten können. Obwohl menschlich verständlich, führen diese Fragestellungen nicht allzu weit. Interessieren kann allerdings, warum der Protagonist in Goethes Werther-Roman von einer so starken Todessehnsucht getrieben wird, die letztlich dazu führt, dass er scheitert. Was ist es also, das Werther das Leben so unerträglich macht, dass er Selbstmord begehen will und diese Tat schließlich auch ausführt? Diese Frage wird in der vorliegenden Arbeit eingehend untersucht. Dazu wird Werthers Charakterstruktur über seine Anschauungen zu den Bereichen Gesellschaft, Kunst, Natur und Religion analysiert. Des Weiteren wird Werthers Vorstellung von der idealen Liebe diskutiert, die sich ihm als einzige verbliebene Möglichkeit bietet, der Isolation des Ich zu entkommen und einen Ausgleich in einer ansonsten defizitär erlebten Welt zu erlangen.