Wenn bei Neumond das fahle Licht den Moosberger Wald durchdringt, wenn es knistert, heult und keucht, wenn aus der Ferne des Brüggemannschen Anwesens Musik von Prokofjew erklingt und Tammi, des großen Pianisten Alfred Brüggemann Goth-Girl-Tochter, ihren Vater unter der Dusche im Haarkleid entdeckt – dann ,spätestens, ist auch im Theater die Zeit gekommen, sich ein Kissen vors Gesicht zu drücken. Morde geschehen, ein Mensch verwandelt sich, Fleisch wird gegrillt und sogar gegessen. Rebekka Kricheldorf greift mit ihrer Mythengroteske vom WERWOLF tief in das Dunkel verborgener Ängste und Lüste, sie bedient in gnadenloser Komik und Verzweiflung den Mythos vom Tiermenschen, dem nur mit einer Silberkugel beizukommen ist. Denn eine Mordserie erschüttert den beschaulichen Ort Moosberg, wohin sich Alfred Brüggemann samt Familie zurückgezogen hat, um zwischen seinen weltweiten Gastspielen Gutes zu tun – für das Geflüchteten-Orchester, den Bau des Gemeindezentrums, die Restaurierung der alten Kirche. Doch nun müssen die Beschenkten mit Betroffenheit wahrnehmen, dass in dem begnadeten Künstler und dem geschätzten Mäzen ein zweites Wesen steckt. Denn seit einem scheinbaren Hundebiss im Ausland verwandelt sich Alfred Brüggemann allmonatlich bei Vollmond in einen Werwolf, wechselt von Mozart zu Prokofjew und streift durch die Wälder. Aber ist er auch ein Mörder? Ist er wirklich verantwortlich für die Toten im Moosberger Forst? Die kleine Gemeinde und nicht zuletzt Brüggemanns Familie stellen sich Fragen. Lässt man Alfred Brüggemann gewähren? Stellt man ihn zur Rede? Wie kann man ihn gegebenenfalls stoppen? Welchen Profit können wir aus der Verwandlung ziehen? Und wer möchte gern von Alfred Brüggemann gebissen werden?