Thomas Taylor hat früher als Illustrator gearbeitet und unter anderem das Titelbild von "Harry Potter and the Philosopher's Stone" entworfen. Ob er von diesem Buch inspiriert wurde? Denn "Wettlauf in der Nacht" ist sein erster eigener Roman, und ich könnte mir vorstellen, dass er die gleichen (nicht
nur jugendlichen) Leser anspricht, die auch die "Harry Potter"-Bücher verschlingen!
Wie J.K.…mehrThomas Taylor hat früher als Illustrator gearbeitet und unter anderem das Titelbild von "Harry Potter and the Philosopher's Stone" entworfen. Ob er von diesem Buch inspiriert wurde? Denn "Wettlauf in der Nacht" ist sein erster eigener Roman, und ich könnte mir vorstellen, dass er die gleichen (nicht nur jugendlichen) Leser anspricht, die auch die "Harry Potter"-Bücher verschlingen!
Wie J.K. Rowling hat auch Thomas Taylor ein Auge für die liebevollen kleinen Details, die ein Buch zu etwas Besonderem machen. Viele kreative Einfälle haben mich bezaubert, und besonders solche wie "Das Museum der Dinge, die es nie gab" haben mich schmunzeln lassen. Würde dieses Museum nicht auch in die Winkelgasse passen?
Versteht mich nicht falsch: "Wettlauf in der Nacht" kupfert keineswegs bei "Harry Potter" ab! Es vermittelt nur eine ähnliche Atmosphäre, und ein ähnliches Gespür für sympathische (oder auch weniger sympathische) Charaktere, die einzigartig und voller Leben aus den Seiten springen. Hier gibt es kein Hogwarts, dafür das Traumwandler-Projekt: eine geheime Organisation jugendlicher Agenten, deren Aufgabe es ist, durch die Zeit zu reisen und die Geschichte zu studieren - und zu verhindern, dass die Heimsuchung in die Geschichte eingreift. Auch die Heimsuchung bedient sich jugendlicher Zeitreisender, aber ihnen geht es nicht um das Verständnis der Geschichte, sondern um Geld und Macht. Sie erpressen oder bestechen in der Vergangenheit Menschen, und es ist ihnen völlig egal, was sie damit anrichten. Und auch vor Mord schrecken sie nicht zurück...
David ist ein sehr sympathischer Held. Er hat sich nie für etwas Besonderes gehalten, nur für einen Jungen, der besonders lebhafte und spannende Träume hat. Dass in diesen Träumen immer der gleiche Junge auftaucht, nämlich der außergewöhnlich intelligente aber leicht schrullige Eddie, kommt ihm zwar seltsam vor, aber - was soll das schon bedeuten? Es sind ja nur Träume!
Eddie ist mein Lieblingscharakter. Er war immer schon kränklich und wurde deswegen zuhause unterrichtet, und dadurch hat er so gut wie keinen Kontakt zu Gleichaltrigen gehabt. Und das merkt man! Er benimmt sich oft eher wie ein gediegener Forscher mittleren Alters als ein Teenager. Er schleppt immer Schulhefte mit sich herum in die er seine Beobachtungen, Thesen und zu beantwortende Fragen einträgt. Aber es steckt noch weit mehr hinter Eddie... Über das ich hier noch nichts verraten will!
Adam ist... nun, über Adam kann ich wirklich nichts sagen, ohne zuviel von der Handlung zu verraten, aber auch er ist ein interessanter, komplexer Charakter!
Es gibt auch viele andere Charaktere, die mich völlig überzeugt haben - sie sind einfach stimmig und überzeugend!
Das Buch fängt nicht nur spannend an, es bleibt spannend bis zum Schluss. Denn das Traumwandler-Projekt findet sich schnell in einem Krieg wieder, und David, Eddie und Adam sind mittendrin! Es gibt immer wieder unerwartete Wendungen, so dass die Geschichte immer interessant bleibt.
Es gibt keine kitschige Liebesgeschichte - aber durchaus eine erste, kribbelnde Verliebtheit. Ich fand das sehr altersgerecht (das Buch wird für 12 bis 15 Jahre empfohlen) und süß.
Der Schreibstil hat mir sehr gut gefallen. Er ist eher einfach, aber nicht langweilig. Flüssig zu lesen, und dabei einfallsreich, mit viel Gespür für Details und einer Prise Humor. Für mich hatte er genau das richtige Tempo, und die Übersetzung ist wirklich gut gelungen!
Fazit:
Zeitreise, "Geister" und zwei geheime Organisationen, die jugendliche Agenten einsetzen... Die Mischung ist spannend, originell, super zu lesen und voller lebensechter Charaktere. Auch eine Prise Humor fehlt nicht, und so hatte ich das Buch in Nullkommanix durch und habe es durchweg zufrieden zugeschlagen! Hier gibt es zwar keine Magierschule, aber ich könnte mir dennoch vorstellen, dass das Buch die gleiche Leserschaft anspricht wie Harry Potter.