The shocking, heart-breaking - and often very funny - true story behind Oranges Are Not the Only Fruit.
In 1985 Jeanette Winterson's first novel, Oranges Are Not the Only Fruit, was published. It was Jeanette's version of the story of a terraced house in Accrington, an adopted child, and the thwarted giantess Mrs Winterson. It was a cover story, a painful past written over and repainted. It was a story of survival.
This book is that story's the silent twin. It is full of hurt and humour and a fierce love of life. It is about the pursuit of happiness, about lessons in love, the search for a mother and a journey into madness and out again. It is generous, honest and true.
'Unforgettable... It's the best book I have ever read about the cost of growing up' Daisy Goodwin, Sunday Times
**ONE OF THE GUARDIAN'S 100 BEST BOOKS OF THE 21st CENTURY**
In 1985 Jeanette Winterson's first novel, Oranges Are Not the Only Fruit, was published. It was Jeanette's version of the story of a terraced house in Accrington, an adopted child, and the thwarted giantess Mrs Winterson. It was a cover story, a painful past written over and repainted. It was a story of survival.
This book is that story's the silent twin. It is full of hurt and humour and a fierce love of life. It is about the pursuit of happiness, about lessons in love, the search for a mother and a journey into madness and out again. It is generous, honest and true.
'Unforgettable... It's the best book I have ever read about the cost of growing up' Daisy Goodwin, Sunday Times
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Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 12.03.2013Der Teufel am Bett
Jeannette Winterson über die Geister ihrer Kindheit
Das A bis Z der englischsprachigen Literatur beginnt bei Austen und führt über Chandler, Coleridge und Dickinson vorerst bis zum Buchstaben M - M wie Marvell, ein nicht allzu bekannter Dichter des 17. Jahrhunderts. Bei M ist Jeanette Winterson sechzehn Jahre alt: Sie ist gerade zuhause rausgeschmissen worden, übernachtet im Auto und sitzt tagsüber in der Bibliothek. Wer sich dem Alphabet nach durch die Literatur fräst, stammt nicht aus bürgerlichen Verhältnissen, wo das Wahre, Gute und Schöne meistens wohlgeordnet serviert wird. Der Vorteil einer anarcho-alphabetischen Ordnung besteht aber darin, dass man über die weniger bekannten Dichter des 17. Jahrhunderts stolpert. So wirkt die Literatur mit voller existentieller Wucht auf die junge Seele.
Die Schriftstellerin Jeannette Winterson hat in zartem Alter schon Wuchtigeres erlebt als manche Dreißigjährige, und das liegt nicht nur an den Verhältnissen, in denen sie aufwuchs. Sie ist die Adoptivtochter eines nordenglischen Arbeiterpaars, das sich der pfingstbewegten „Elim Church“ verschrieben hat. Und sie liebt gleichgeschlechtlich, was weder von der Pfingstlergemeinde noch von der wahnhaft religiösen Mutter goutiert wird. Als sie die Tochter im Bett mit einem Mädchen erwischt, bestellt Mrs. Winterson erstmal eine exorzistische Gebetstruppe ein. Nach wiederholtem Vergehen wird Jeanette auf die Straße gesetzt.
Diese Prüderie ereignet sich in den vermeintlich emanzipatorischen Sechzigern und Siebzigern – Jeanette Winterson, Jahrgang 1959, erzählt in „Warum glücklich statt einfach nur normal?“ ihre eigene Geschichte, die so abgründig und absurd, tieftraurig und zugleich komisch ist, dass man sie nicht besser hätte erfinden können. Das Pfingstwunder besteht darin, dass Jeanette – vielleicht wegen der Härte, die ihr entgegenschlägt –, einen unersättlichen Lebenshunger und eine atemberaubende Gier nach Wörtern an den Tag legt. Irgendwann schafft sie es nach Oxford, als „Arbeiterexperiment“, wie man ihr huldvoll erklärt; ein paar Jahre später erscheint ihr Romandebüt „Orangen sind nicht die einzige Frucht“, ein lesbisches Kult- und Selbstfindungsbuch der späten achtziger Jahre.
Als Kind muss sie nächtelang draußen auf der Treppe sitzen oder wird in den Kohlenkeller gesperrt, wo sie sich davonträumt: „Ich weiß, dass das gängige Überlebensmethoden sind, aber vielleicht lässt eine Weigerung, sich brechen zu lassen, genug Licht und Luft herein, um weiterhin an die Welt zu glauben.“ Von ganz ähnlichen Fluchten handelte Angelika Klüssendorfs vor drei Jahren erschienener Roman „Das Mädchen“: Auch dort befreit sich ein Kind aus Keller- und Knastzuständen, und auch dort scheint es, als könne man den Schrecken am besten verdauen, indem man ihn zum Glänzen bringt. Und gelegentlich auch seine Komik herauspoliert.
Zuallererst ist Jeanette Winterson nämlich eine so versierte wie komische Anekdotenerzählerin. Sie macht ihre Heimatstadt Accrington zum Setzkasten voller verschrobener Gestalten: In diesem nostalgisch angestrahlten Arbeiterkosmos betreibt ein weibliches Duo – beide Schnurrbartträgerinnen! – einen Süßigkeitenladen (ob die beiden als lesbische role models taugen, ist allerdings nicht ganz klar). Ein Lumpensammler hört Opern und verkauft Gesamtausgaben von Dickens. Und eine alte Frau trägt immer nur einen Mantel – weil sie nichts anderes anzuziehen hat.
Im Zentrum des Schreckens aber sitzt das Trauma der Adoption. „Der Teufel hat uns ans falsche Bettchen geführt“, sagt die monströse Mrs. Winterson ihrer Tochter, die sich bis ins Erwachsenenleben ungewollt fühlt. „Warum glücklich statt einfach nur normal?“ ist auch ein therapeutisches Aufarbeitungsbuch. Oft wirkt sich das negativ auf die literarische Qualität aus, ist hier aber durch trockenen Humor gebannt, der das Erzählte in seiner rotzigen Schrecklichkeit schillern lässt. Nur im letzten Drittel, wenn sich alles um die Suche nach der leiblichen Mutter dreht, klingen ein paar Lebensweisheiten dann doch verdächtig nach Küchenpsychologie.
Wintersons Romane der letzten Jahre waren psychedelischer als der Realismus ihrer Anfänge; „Das Powerbook“ war eine eine Cyberspace-Story, „Die steinernen Götter“ ein Science-Fiction-Szenario zur ewigen Jugend. „Warum glücklich statt einfach nur normal?“ eröffnet ein neues Spielfeld im schönen Genre Memoir – weder Autobiographie noch Memoiren, nah am wahren Leben und doch erzählerisch weit ausschwingend. Das ermöglicht nicht nur einen Abgesang auf den nordenglischen Arbeiterkosmos; auch die Schreckensmutter funkelt vieldeutig im schwefelgelben Zwielicht. Jeanette Winterson verwandelt alttestamentarischen Hass in ein komplexes Fadenknäuel; ihre Freakshow namens Mutter zeigt, dass auch die Pfingstlerbotschaften eine Art Zauber ausstrahlten. Am Ende notiert die Tochter einen Satz, der ihr die Deutungshoheit über das eigene Leben zurückgibt: „Sie war ein Monster, aber sie war mein Monster.“
JUTTA PERSON
Jeanette Winterson: Warum glücklich statt einfach nur normal? Aus dem Englischen von Monika Schmalz. Verlag Hanser Berlin, Berlin 2013. 256 Seiten, 18,90 Euro.
Es läuft eine Freakshow namens
Mutter: „Sie war ein Monster,
aber sie war mein Monster.“
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
Jeannette Winterson über die Geister ihrer Kindheit
Das A bis Z der englischsprachigen Literatur beginnt bei Austen und führt über Chandler, Coleridge und Dickinson vorerst bis zum Buchstaben M - M wie Marvell, ein nicht allzu bekannter Dichter des 17. Jahrhunderts. Bei M ist Jeanette Winterson sechzehn Jahre alt: Sie ist gerade zuhause rausgeschmissen worden, übernachtet im Auto und sitzt tagsüber in der Bibliothek. Wer sich dem Alphabet nach durch die Literatur fräst, stammt nicht aus bürgerlichen Verhältnissen, wo das Wahre, Gute und Schöne meistens wohlgeordnet serviert wird. Der Vorteil einer anarcho-alphabetischen Ordnung besteht aber darin, dass man über die weniger bekannten Dichter des 17. Jahrhunderts stolpert. So wirkt die Literatur mit voller existentieller Wucht auf die junge Seele.
Die Schriftstellerin Jeannette Winterson hat in zartem Alter schon Wuchtigeres erlebt als manche Dreißigjährige, und das liegt nicht nur an den Verhältnissen, in denen sie aufwuchs. Sie ist die Adoptivtochter eines nordenglischen Arbeiterpaars, das sich der pfingstbewegten „Elim Church“ verschrieben hat. Und sie liebt gleichgeschlechtlich, was weder von der Pfingstlergemeinde noch von der wahnhaft religiösen Mutter goutiert wird. Als sie die Tochter im Bett mit einem Mädchen erwischt, bestellt Mrs. Winterson erstmal eine exorzistische Gebetstruppe ein. Nach wiederholtem Vergehen wird Jeanette auf die Straße gesetzt.
Diese Prüderie ereignet sich in den vermeintlich emanzipatorischen Sechzigern und Siebzigern – Jeanette Winterson, Jahrgang 1959, erzählt in „Warum glücklich statt einfach nur normal?“ ihre eigene Geschichte, die so abgründig und absurd, tieftraurig und zugleich komisch ist, dass man sie nicht besser hätte erfinden können. Das Pfingstwunder besteht darin, dass Jeanette – vielleicht wegen der Härte, die ihr entgegenschlägt –, einen unersättlichen Lebenshunger und eine atemberaubende Gier nach Wörtern an den Tag legt. Irgendwann schafft sie es nach Oxford, als „Arbeiterexperiment“, wie man ihr huldvoll erklärt; ein paar Jahre später erscheint ihr Romandebüt „Orangen sind nicht die einzige Frucht“, ein lesbisches Kult- und Selbstfindungsbuch der späten achtziger Jahre.
Als Kind muss sie nächtelang draußen auf der Treppe sitzen oder wird in den Kohlenkeller gesperrt, wo sie sich davonträumt: „Ich weiß, dass das gängige Überlebensmethoden sind, aber vielleicht lässt eine Weigerung, sich brechen zu lassen, genug Licht und Luft herein, um weiterhin an die Welt zu glauben.“ Von ganz ähnlichen Fluchten handelte Angelika Klüssendorfs vor drei Jahren erschienener Roman „Das Mädchen“: Auch dort befreit sich ein Kind aus Keller- und Knastzuständen, und auch dort scheint es, als könne man den Schrecken am besten verdauen, indem man ihn zum Glänzen bringt. Und gelegentlich auch seine Komik herauspoliert.
Zuallererst ist Jeanette Winterson nämlich eine so versierte wie komische Anekdotenerzählerin. Sie macht ihre Heimatstadt Accrington zum Setzkasten voller verschrobener Gestalten: In diesem nostalgisch angestrahlten Arbeiterkosmos betreibt ein weibliches Duo – beide Schnurrbartträgerinnen! – einen Süßigkeitenladen (ob die beiden als lesbische role models taugen, ist allerdings nicht ganz klar). Ein Lumpensammler hört Opern und verkauft Gesamtausgaben von Dickens. Und eine alte Frau trägt immer nur einen Mantel – weil sie nichts anderes anzuziehen hat.
Im Zentrum des Schreckens aber sitzt das Trauma der Adoption. „Der Teufel hat uns ans falsche Bettchen geführt“, sagt die monströse Mrs. Winterson ihrer Tochter, die sich bis ins Erwachsenenleben ungewollt fühlt. „Warum glücklich statt einfach nur normal?“ ist auch ein therapeutisches Aufarbeitungsbuch. Oft wirkt sich das negativ auf die literarische Qualität aus, ist hier aber durch trockenen Humor gebannt, der das Erzählte in seiner rotzigen Schrecklichkeit schillern lässt. Nur im letzten Drittel, wenn sich alles um die Suche nach der leiblichen Mutter dreht, klingen ein paar Lebensweisheiten dann doch verdächtig nach Küchenpsychologie.
Wintersons Romane der letzten Jahre waren psychedelischer als der Realismus ihrer Anfänge; „Das Powerbook“ war eine eine Cyberspace-Story, „Die steinernen Götter“ ein Science-Fiction-Szenario zur ewigen Jugend. „Warum glücklich statt einfach nur normal?“ eröffnet ein neues Spielfeld im schönen Genre Memoir – weder Autobiographie noch Memoiren, nah am wahren Leben und doch erzählerisch weit ausschwingend. Das ermöglicht nicht nur einen Abgesang auf den nordenglischen Arbeiterkosmos; auch die Schreckensmutter funkelt vieldeutig im schwefelgelben Zwielicht. Jeanette Winterson verwandelt alttestamentarischen Hass in ein komplexes Fadenknäuel; ihre Freakshow namens Mutter zeigt, dass auch die Pfingstlerbotschaften eine Art Zauber ausstrahlten. Am Ende notiert die Tochter einen Satz, der ihr die Deutungshoheit über das eigene Leben zurückgibt: „Sie war ein Monster, aber sie war mein Monster.“
JUTTA PERSON
Jeanette Winterson: Warum glücklich statt einfach nur normal? Aus dem Englischen von Monika Schmalz. Verlag Hanser Berlin, Berlin 2013. 256 Seiten, 18,90 Euro.
Es läuft eine Freakshow namens
Mutter: „Sie war ein Monster,
aber sie war mein Monster.“
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Unforgettable... It's the best book I have ever read about the cost of growing up. Daisy Goodwin Sunday Times