Nachdem vor vier Jahren in der „Manesse Bibliothek der Weltliteratur“ mit „Benvolio“ eine Auswahl von frühen Erzählungen des amerikanischen Schriftstellers (1843-1916) erschienen war, bringt nun der Verlag mit „Wie alles kam“ eine Sammlung von fünf Erzählungen aus allen Schaffensperioden des
Autors:
- Georginas Gründe (1885)
- M. Briseux’ Liebchen (1873)
- Wie alles kam (1896)
- Augengläser…mehrNachdem vor vier Jahren in der „Manesse Bibliothek der Weltliteratur“ mit „Benvolio“ eine Auswahl von frühen Erzählungen des amerikanischen Schriftstellers (1843-1916) erschienen war, bringt nun der Verlag mit „Wie alles kam“ eine Sammlung von fünf Erzählungen aus allen Schaffensperioden des Autors:
- Georginas Gründe (1885)
- M. Briseux’ Liebchen (1873)
- Wie alles kam (1896)
- Augengläser (1896)
- Kollaboration (1892)
Eine Besonderheit ist, dass diese Werke erstmals in deutscher Sprache vorliegen (wie schon bei „Benvolio“ in der Übersetzung von Ingrid Rein).
Die Auftaktgeschichte, mit über 140 Seiten zugleich die längste Geschichte des Bandes, erzählt von der jungen und selbstsicheren Georgina Gressie. Die Tochter aus gutem Hause beginnt eine Affäre mit dem stotternden Marineoffizier Raynold Benyon, der aus einfachen Verhältnissen stammt. Da ihre Eltern etwas gegen die Beziehung haben, heiraten die beiden heimlich. Zwei überaus unterschiedliche Charaktere: der naive Raynold, der wieder auf See muss, und die berechnende Georgina, die, ihrem Gatten bei der Hochzeit ein Versprechen abnimmt und diesem später, obwohl sie längst wieder liiert ist, den gemeinsamen Sohn verschweigt, aber in die Scheidung nicht einwilligt.
Wie in „Georginas Gründe“ steht auch in der Titelgeschichte „Wie alles kam“ eine Frauenfigur im Mittelpunkt, die von Eifersucht gemarterte Ich-Erzählerin, die als anonyme Tage-buchschreiberin gewissermaßen eine Beichte ablegt. In „Augengläser“ beschreibt James eine gänzlich selbstbezogene Frau, die erblindet und dabei zu neuer Schönheit und Liebe erwacht. In „Kollaboration“ greift er dagegen mit der Pariser Künstlerszene ein kosmopolitischen Thema auf: ein deutscher Pianist und ein französischer Dichter finden sich zu einem gemeinsamen Opernprojekt zusammen.
Henry James zeigt sich in allen fünf Geschichten als ein genauer psychologischer Beobachter, bei seinen Figuren deckt er Naivität und Eitelkeit auf und beleuchtet dabei ihr soziales Umfeld. Obwohl arm an äußerer Handlung sind die Geschichten reich an innerer Spannung.