There was a missing person inside myself and I needed to find him
Was ist dieses kleine Buch? Ein Abenteuerroman? Eine psychologische Studie auf der Suche nach einem verschütteten Leben? Die Geschichte eines Mentizids?
Es beginnt und endet in Frankreich in Form eines Dialogs zwischen Baptiste alias
Yumai und einem Therapeuten, unterbrochen durch Textpassagen, die das Leben des jungen…mehrThere was a missing person inside myself and I needed to find him
Was ist dieses kleine Buch? Ein Abenteuerroman? Eine psychologische Studie auf der Suche nach einem verschütteten Leben? Die Geschichte eines Mentizids?
Es beginnt und endet in Frankreich in Form eines Dialogs zwischen Baptiste alias Yumai und einem Therapeuten, unterbrochen durch Textpassagen, die das Leben des jungen Protagonisten in einer Extremsituation beschreiben.
Baptiste, 14 Jahre alt, kann sich nur bruchstückhaft erinnern: seine Eltern, seine Brüder und er sind unterwegs in der Wüste. Er selbst nennt sich Yumai und behauptet, Baptiste sei gestorben, nachdem sie ihm diesen Namen gegeben hätten. Sie, das sind die Entführer, die sich ein hohes Lösegeld erhoffen. Für Yumai war die Wüste nicht die Hölle, sondern eine unberührte Landschaft, nur von Wind und Sonne geformt. Er verspürte tiefe Einsamkeit, aber auch tiefe Glücksgefühle.
Er erinnert Details wie die magischen Sterne der Nacht, das Glücksgefühl des Schattens, der Frische des Wassers. Und die Faszination der Höhle, in der er einige Tage allein verbringen musste: deren Felszeichnungen gaben ihm Trost und Freude. Die Entdeckung der Tausenden von Händen, von exotischen Tieren und von jagenden, tanzenden, schwimmenden Menschen.
Immer wieder bohrt der Therapeut nach und ganz langsam lösen sich die Gedächtnislücken auf. Baptiste hatte kein enges Verhältnis zu seinen Eltern. Vielleicht führte diese Distanz dazu, dass er sich immer mehr an sie gebunden fühlte. Eine Art Stockholm-Syndrom. Und natürlich die Mut- und Glückspillen, mit denen sie sich voll pumpten. Ihm wurde beigebracht zu töten. Keine Gedanken mehr an die Eltern nach der Trennung voneinander, nur des kleinen Bruders Louis letzter Blick voller Schrecken und Entsetzen verfolgte ihn und er fragte sich, was ihm geschehen war….
Ein zweiter Aufenthalt in der Höhle. Er schnitt und ritzte sich mit seinem Messer, das schon blutgefärbt war. Wovon? Eine Hand im Inneren der Grotte, so groß wie seine, daneben eine kleinere, auf die er seine blutbefleckte Hand legte. Immer wieder zog es ihn zu seiner blutbe-sudelten Hand auf dem Fels.
Man fand Yumai/Baptiste bewusstlos, vollgepumpt mit Schlafmitteln neben einem Brunnen. Mit einem Video-Chip in der Tasche. Von seiner Familie keine Spur….
Ein aufwühlendes Buch. Man kann sich hinein fühlen in die verlorene Seele eines Kindes, das sich der Manipulationen durch Pillen, Hasch und Predigten nicht erwehren kann, vielleicht auch nicht erwehren will? Was versprachen sie ihm? Das Paradies wie die Assassinen? Viele offene Fragen, die zum Nachdenken anregen über Extremsituationen, über die Naivität mancher Reisender, über religiöse und psychologische Gehirnwäsche, über die eigene Standhaftigkeit, über das Sterben und den Tod: „Bei uns stirbt man im Bett, im Krankenhaus oder Altersheim. Meine Großmutter hat schon das Heim besichtigt, wo sie sterben wird. Das ist die sanfte Version eines zum Tode Verurteilten, den man sein eigenes Grab schaufeln lässt.“