"Ein gut siebzigjähriger Nichtstuer", der pensionierte Präsident der Geographischen Gesellschaft, schaut 1933 vom Fenster seiner Villa in Rom auf eine Gartenmauer. An ihr ziehen wie auf einer Leinwand die Bilder sowohl seines eigenen Lebens als auch die des berühmten italienischen Afrikaforschers Vittorio Bottego (1860 bis 1897) vorbei. Bottego hat auf mehreren gewagten Expeditionen das weitgehend unbekannte Abessinien und die Flüsse Juba und Omo entdeckt, auf denen Gold, Marmor und Elfenbein transportiert wurden. Sein Leitspruch war der aller Eroberer: "Zerstören oder zerstört werden." Im melancholischen Ton des Beobachters und mit beißender Ironie erzählt der selbst in Asmara geborene Calligarich von der erschreckend aktuellen Gier nach Reichtum und der Gefährlichkeit von Macht.
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Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension
Potential hat das neue Buch Gianfranco Calligarichs schon, meint Rezensent Paul Jandl, nur genutzt wird es leider nicht. Im Zentrum steht Vittorio Bottego, der im 19. Jahrhundert als Afrikaforscher zwei Reisen in das Gebiet des heutigen Somalia unternahm, und schließlich, referiert Jandl, 1897 in Äthiopien ermordet wurde. Anhand dieser Geschichte möchte Calligarich sich dem Scheitern des italienischen Kolonialismus nähern, berichtet Jandl, Bottego, der vor allem von wissenschaftlichem Interesse getrieben wird, gerät zwischen die Fronten diverser Konflikte, ist sowohl den Befürwortern, als auch den Gegnern des Kolonialismus ein Dorn im Auge. Leider reicht die Einbildungskraft dieses Romans nicht allzu weit, ärgert sich Jandl, der es ziemlich dröge findet, wie Bottegos Abenteuer hier buchhalterisch rekapituliert werden. Erzählerisch und auch politisch bleibt das alles flach und uninteressant, findet der Rezensent, der sich einfach nicht begeistern will für die Figur, die Calliagrich hier entwirft.
© Perlentaucher Medien GmbH
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"In souveräner Manier flüssig geschrieben und gut lesbar dringt seine Geschichte vielmehr in die Mentalität, die Seele der Kolonialisten ein. Und dort findet sich, wie weiland bei Joseph Conrad, nichts als Elend und Finsternis." Peter Meisenberg, WDR5, 07.09.24