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Wie entstehen Romane? Ist das schöpferische oder das handwerkliche Moment das Entscheidende? Der Romanautor Hanns-Josef Ortheil und der Lektor Klaus Siblewski gehen dieser Frage in je vier Vorlesungen nach. Beide versuchen idealtypisch verschiedene Schreib- und Arbeitsphasen zu unterscheiden, von der ersten Vision bis zum fertigen Roman. Ortheil charakterisiert Romanautoren als Schreibsüchtige. Ein enzyklopädischer Sammeleifer zeichne sie aus. Prominentester Autor in diesem Sinne ist Jean Paul, dem Ortheil die umfangreichste und komplexeste Romanwerkstatt zubilligt, die er kennt. Wie aus Faszinosum, Material und Recherchen aber tatsächlich ein Roman wird, bleibt nebulös. Nicht zuletzt die Entstehung des eigenen Romans "Die große Liebe" wird ganz programmatisch mindestens so sehr verschleiert wie erhellt. Die poetische Vision eines Autors setzt Siblewski an den Anfang. Aufgabe des Lektors ist es, deren Entwicklung zu einem tragfähigen Romanplan, den Prozess des Recherchierens und schließlich den Akt des Schreibens zugleich wohlwollend wie kritisch zu begleiten. Siblewskis Beschreibung dieses Weges schwankt zwischen metaphorischen Umschreibungen und handwerklichen Erläuterungen, beides befriedigt nicht gänzlich. Als Kritik ist dies jedoch weniger zu verstehen denn als immanentes Problem, geht es doch um Kunst und Schreibprodukt zugleich. Wie Romane tatsächlich entstehen, bleibt also auch nach der Lektüre des anregenden Büchleins noch geheimnisvoll. (Hanns-Josef Ortheil/Klaus Siblewski: "Wie Romane entstehen". Luchterhand Literaturverlag, München 2008. 285 S., br., 10,- [Euro].) meis
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
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