Rumänien war ein Vielvölkerstaat: Im Altreich vor 1918 sowie im Großrumänien der Zwischenkriegszeit stellten die Minderheiten, darunter Juden, Russen, Bulgaren, Ungarn, Deutsche, Türken und Tataren, beträchtliche Teile der Bevölkerung. Lucian Boia beschreibt das Zusammenleben dieses Völkergemischs und führt frühe Versuche der 'Vereinheitlichung' vor dem Zweiten Weltkrieg an, bevor er sich ausführlich der massiven Nationalisierung nach 1945 widmet. Auf die Russifizierung und Magyarisierung folgte die Rumänisierung: Boia zeigt, wie das Streben nach einem ethnischen und kulturellen 'Ganzen' die Vielfalt vernichtete. Das Ergebnis ist eine konstruierte Rumänität, die bis heute wirkt. Boias Blick in die Geschichte hilft, das heutige Rumänien besser zu verstehen. Lucian Boia ist Professor an der Fakultät für Geschichte der Universität Bukarest. In seinen zahlreichen Büchern beschäftigt er sich vor allem mit der Ideengeschichte und dem Imaginären. Mit seinem Buch 'Istorie ?i mit în con?tiin?a româneasc?' legte er 1997 eine Neuinterpretation der rumänischen Geschichte vor. Auch die Geschichte Westeuropas untersuchte er aus neuen Perspektiven.
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