Studienarbeit aus dem Jahr 2000 im Fachbereich Politik - Politische Theorie und Ideengeschichte, Note: 1,3, Universität Trier (Politikwissenschaft), Veranstaltung: Moderne Demokratietheorien, Sprache: Deutsch, Abstract: Spätestens seit Anfang der 90er Jahre erzwingen aktuelle politische und gesellschaftliche Umbrüche in Ost- und Westeuropa immer wieder ein Nachdenken über die Bedeutung von Gemeinschaften für stabile Demokratien. Wieviel Gemeinschaft brauchen Gesellschaften, wie viel Konsens benötigt eine Demokratie? Kann in heutigen pluralen Gesellschaften überhaupt noch von *einer* Gemeinschaft gesprochen werden? Die Beantwortung dieser Fragen fällt schwer, da vor allem mit Blick auf die deutsche Geschichte Gemeinschaftsdenken ideologieverdächtig erscheint. Aus einem anderen theoriegeschichtlichen Hintergrund heraus beschäftigt sich bereits seit Anfang der 80er Jahre eine theoretische, politikphilosophische Bewegung mit genau diesen Fragen: der aus Nordamerika kommende Kommunitarismus. Die kommunitaristische Strömung umfaßt so unterschiedliche Autoren wie Michael Sandel, Amitai Etzioni, Charles Taylor, Richard Rorty und ist deshalb schwer in das übliche Links-Rechts-Schema einzu-ordnen. Gemeinsam ist den kommunitaristischen Autoren jedoch der "Versuch einer Wiederbelebung von Gemeinschaftsdenken unter den Bedingungen postmoderner Dienstleistungsgesellschaften". Der Kommunitarismus prägte nicht nur in den USA die Debatte um die Integrationsfähigkeit moderner Gesellschaften, thematisiert bis heute den Verlust politischer Integration in hochindustrialisierten Gesellschaften und glaubt in der Stärkung der Gemeinschaften und ihrer Werte eine Lösung für die zunehmende Individualisierung und Politikverdrossenheit zu erkennen. Mit diesem Gemeinschaftsdenken bezieht der Kommunitarismus Position gegen den politischen Liberalismus, der zur Lösung gesellschaftlicher Probleme auf eine Stärkung individueller Rechte und Freiheiten setzt und diese über universalistische Norm- und Gerechtigkeitsprinzipien absichert. Auch Michael Walzer, der kommunitaristisch geprägt das individualistische Menschenbild kritisiert und den Blick auf die sozialen Gemeinschaften richtet, wird zu den zentralen Akteuren der politisch-philosophischen Debatte zwischen Kommunitaristen und Liberalisten gerechnet. Mit seinem Werk "Sphären der Gerechtigkeit" distanziert er sich zu John Rawls liberaler, universalistischer "Eine Theorie der Gerechtigkeit" und wirbt für ein pluralistisches Gerechtigkeits- und Gleichheitskonzept: "Unterschiedliche Lebensformen bedingen unterschiedliche Konzeptionen der Gerechtigkeit".
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