Francis Scott Fitzgerald (1896-1940) ist als Chronist des Jazz-Zeitalters, der hektischen zwanziger Jahre in den USA, bekannt geworden. Zunächst war der aufstrebende Schriftsteller fasziniert von der „goldenen“ Seite des Zeitalters, von der vornehmen Gesellschaft, doch bald entdeckte er hinter der
Maske nur Überheblichkeit, Leere, Rausch und Verzweiflung.
Bereits mit seinem ersten Roman…mehrFrancis Scott Fitzgerald (1896-1940) ist als Chronist des Jazz-Zeitalters, der hektischen zwanziger Jahre in den USA, bekannt geworden. Zunächst war der aufstrebende Schriftsteller fasziniert von der „goldenen“ Seite des Zeitalters, von der vornehmen Gesellschaft, doch bald entdeckte er hinter der Maske nur Überheblichkeit, Leere, Rausch und Verzweiflung.
Bereits mit seinem ersten Roman „Diesseits vom Paradies“ (1920) brachte er die enttäuschten Gefühle der sogenannten „Lost Generation“ (verlorenen Generation) zum Ausdruck. Es war der Protest einer kleinen Gruppe von amerikanischen Intellektuellen gegen die Sinnlosigkeit des Krieges, gegen die Zügellosigkeit der Oberschicht und die bürgerliche Welt im Allgemeinen, die dem Leben keinen Inhalt mehr gab. So schilderte er in seinem bedeutendsten Roman „Der große Gatsby“ den tragischen Untergang eines vermögenden Alkoholschmugglers.
Auch in seinen zahlreichen Erzählungen, die jetzt in fünf Taschenbuch-Bänden im Diogenes Verlag vorliegen, geht es um das Streben nach Glück und Erfolg, den amerikanischen Traum und dessen Scheitern. Die Gegensätze arm und reich, treu und untreu stehen im Mittelpunkt dieser rund 160 Gesellschaftsporträts, von denen zu Lebzeiten des Schriftstellers weniger als ein Drittel in Buchform erschienen. Die meisten Erzählungen wurden kurz nach ihrer Entstehung in Zeitschriften und Zeitungen abgedruckt.
Der dritte Band „Wiedersehen mit Babylon“ bringt Geschichten, die nach dem Schwarzen Freitag von 1929 entstanden sind. Bis 1934, dem Erscheinen seines Romans „Zärtlich ist die Nacht“, sind es auch wirtschaftlich und privat schwierige Jahre für den Autor. In der gleichnamigen Titelgeschichte verliert der Börsenspekulant Charlie Wales nicht nur sein erst gewonnenes Vermögen sondern auch seine Familie - ein tiefschwarzes Ende. Auch „Die Hochzeitsparty“ hat als Hintergrund die Wirtschaftskrise und den Einfluss des Geldes auf das Schicksal der Menschen.
Viele der 19 Geschichten des Auswahlbandes werden von den gesellschaftlichen Umwälzungen Anfang der 1930er-Jahre geprägt, aber auch persönliche Tragödien spiegeln sich in ihnen wider, so der eigene gesundheitliche Verfall durch den Alkoholismus. Fitzgerald leidet ebenfalls unter dem schleichenden Verlust seiner Publikumsgunst, im Gegensatz dazu hat seine Frau Zelda Erfolg mit ihrem Roman „Darf ich um den Walzer bitten?“ (1932).
Komplettiert wird der gewichtige Auswahlband durch ein Nachwort von Daniel Kampa, der kurz auf das erzählerische Werk von F. Scott Fitzgerald und die Entstehung von einzelnen Erzählungen eingeht.
Manfred Orlick