Wie lebten die Wiener im 15. Jahrhundert? Ausgehend von einer bisher wenig beachteten Steuerliste aus dem Widmerviertel zwischen Judenplatz, Kärntnerstraße und Hofburg aus dem Jahr 1448 wird diese Frage erstmals ausführlich untersucht. Durch die Auswertung von weiteren schriftlichen und archäologischen Quellen lassen sich die Wiener Wohnverhältnisse innerhalb der Stadt und in den Vorstädten detailreich beschreiben. Dabei zeigen sich viele Einzelheiten, die das Leben in einer spätmittelalterlichen Großstadt prägten: Die Weinhauer und lebten in der Vorstadt vor dem Widmertor. Bürger mit Vermögen hatten nach 1421 die Häuser der ermordeten Juden übernommen. An den vornehmen Straßen standen bürgerliche Paläste, in denen selbst der Herzog zum Tanz lud. In den Vorstädten waren die Häuser dagegen eng, klein und aus Holz. Überall in der Stadt lebten Familien zu Miete, insbesondere in den geräumigen Häusern im Stadtzentrum. Geblieben sind von den mittelalterlichen Bauten nur versteckte Reste. Doch wer diese Reste sorgfältig studiert, kann viel erfahren vom Wiener Leben im 15. Jahrhundert. Thomas Ertl war von 2011 bis 2017 Professor für Wirtschafts- und Sozialgeschichte des Mittelalters an der Universität Wien. Seit Oktober 2018 lehrt er an der Freien Universität Berlin die Geschichte des hohen und späten Mittelalters.
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