1902 hat ein eisiger Winter Wien fest im Griff. Inspektor Reinhardt hingegen bekommt es mit einem Serienmörder zu tun, der seine Opfer grausam verstümmelt. Auftakt zur Mordserie ist zunächst ein etwas bizarrer Fall, Hildegard eine besonders große Anakonda aus dem Schönbrunner Zoo wird von ihrem
Wärter zerstückelt aufgefunden. Kurze Zeit später werden in einem Bordell am Spittelberg 4 Frauen…mehr1902 hat ein eisiger Winter Wien fest im Griff. Inspektor Reinhardt hingegen bekommt es mit einem Serienmörder zu tun, der seine Opfer grausam verstümmelt. Auftakt zur Mordserie ist zunächst ein etwas bizarrer Fall, Hildegard eine besonders große Anakonda aus dem Schönbrunner Zoo wird von ihrem Wärter zerstückelt aufgefunden. Kurze Zeit später werden in einem Bordell am Spittelberg 4 Frauen regelrecht abgeschlachtet. Reinhardt kommt mit seinen Ermittlungen nicht so recht voran und zieht wieder einmal seinen Freund Max Liebermann zu Rate und dem Psychoanalytiker gelingt es wieder einmal, seinen Freund auf die richtige Spur zu bringen.
Schon im Vorgänger gelang es dem Autor, mit viel Lokalkolorit und atmosphärischen Beschreibungen, das Wien um die Jahrhundertwende liebevoll und sehr plastisch zu schildern und das gelingt ihm auch im 2. Band seiner Liebermann-Reihe. Mit vielen kleinen Details aus dem damaligen Leben zeichnet der Autor einen bunten Bilderbogen, der das Wien um die Jahrhundertwende vor den Augen des Lesers auferstehen läßt. Kaffeehausatmosphäre, Husarenduelle, musikalische Dispute zwischen Mozartliebhabern und Wagneranhängern, geheime Bruderschaften, unheimliche Ausflüge in die Wiener Kanalisation sowie die beginnende Arier Verherrlichung und der damit einher gehende Judenhass schaffen eine dichte Atmosphäre, bei der allerdings der Krimifall ein wenig auf der Strecke bleibt. Liebermann hat zudem eigene Probleme, er zweifelt an seinen Gefühlen für seine Verlobte Clara und muß hier einige Entscheidungen treffen. Auch Professor Freud hat wieder ein paar sporadische Auftritte und man erfährt ein wenig über Liebermanns Patienten. Das alles ist wirklich interessant und ergibt auch ein dichtes Flair, nur gräbt es eben auch dem Krimifall ein wenig das Wasser ab. Natürlich gibt es weitere Morde, doch bis Reinhardt und Liebermann der entscheidende Durchbruch gelingt, dauert es. Verdächtige gibt es einige und der Autor hat hier auch versucht, falsche Fährten zu legen. Trotzdem kann ein versierter Krimileser doch recht frühzeitig erahnen, wer der Täter ist, so dass sich in dieser Hinsicht am Ende auch keine Überraschungen mehr ergeben. Insgesamt mehr ein dichter historischer Roman als ein Krimi, aber wer den Vorgänger mochte, wird auch hier seine Freude haben.
Fazit: viel historisches Wienflair und ein sympathisches Ermittlerduo, dabei bleibt leider der Krimifall ein wenig auf der Strecke. Trotzdem war es unterhaltsam Reinhardt und Liebermann bei ihren Ermittlungen zu folgen und auch Liebermanns schwierigem Privatleben teil zu haben.