In letzter Zeit gibt es vermehrt renommierte Schriftsteller, die ihr Herz für den Kriminalroman entdecken und einen Ausflug in dieses Genre unternehmen. Man denke nur an den Iren John Banville, der unter dem Pseudonym Benjamin Black seine mehr oder weniger gelungenen Romane um den Pathologen Quirke
veröffentlicht. Wenn nun ein österreichischer Autor, der sowohl mit dem Bachmann- als auch mit dem…mehrIn letzter Zeit gibt es vermehrt renommierte Schriftsteller, die ihr Herz für den Kriminalroman entdecken und einen Ausflug in dieses Genre unternehmen. Man denke nur an den Iren John Banville, der unter dem Pseudonym Benjamin Black seine mehr oder weniger gelungenen Romane um den Pathologen Quirke veröffentlicht. Wenn nun ein österreichischer Autor, der sowohl mit dem Bachmann- als auch mit dem Schnitzler-Preis ausgezeichnet wurde, ähnliches versucht, darf man auf das Resultat gespannt sein.
Hauptfigur in „Wiener Wunder“ von Franzobel ist der Wiener Kommissar Falt Groschen, ein moppeliger, ab an an recht grantiger Mitvierziger, der eines Tages eine mysteriöse Nachricht erhält, nach der in den kommenden Tagen ein getarnter Mord geschehen soll. Und es kommt, wie es kommen muss – gerade erst ist es etwas ruhiger um den des Dopings überführte 400-Meter-Läufer Edgar Wenninger geworden, schon sorgt sein tödlicher Sturz aus dem vierten Stock für neue Schlagzeilen. Selbstmord, oder etwa doch nicht?
Viele Gründe sprechen dafür, gerade dann, wenn man die gesellschaftliche Ächtung, die familiären Probleme und die finanzielle Misere des Hochleistungssportlers berücksichtigt. Aber Kommissar Groschen hat so seine Zweifel und stürzt sich, wenn auch eher gemächlich, in die Ermittlungen, bei denen er von seinen Assistenten Zakravsky und Zwilling mehr oder weniger tatkräftig unterstützt wird.
Es ist offensichtlich, dass Franzobel seine Klassiker gelesen hat: Aufbau und Verlauf der Krimihandlung erinnern sehr an die Romane einer Agatha Christie, bis hin zu der Versammlung aller Verdächtigen in einem Raum sowie der Aufzählung sämtlicher Motive, die zum Tod des Athleten hätten führen können. Allerdings vergeht dann doch noch einige Zeit, bis der wahre Schuldige gefunden ist. Es stellt sich die Frage, ob dieses Spielen mit Klischees einfach nur konventionell oder aber, was ich eher vermute, eine Parodie auf das Genre ist.
Der Autor ist zwar bekannt für seinen eher unkonventionellen Umgang mit Sprache, aber selbst ein geübter Leser gerät immer wieder ins Stocken, wenn er sich durch die vielen Halbsätze sowie die wörtliche Rede ohne Punkt und Komma kämpfen muss, ganz zu schweigen von den „sprechenden Namen“, die allesamt aufgesetzt wirken, und mir zu keinem Zeitpunkt ein Lächeln entlocken konnten.
Zu behäbig, zu bieder - nein, wir werden keine Freunde, der Herr Franzobel und ich…