Wieso Heimat, ich wohne zur Miete ist der ungewöhnliche, originelle Titel von Selim Özdogans neuen Buch, ein zeitgenössischer Roman.
Ein junger Student, von der Vaterseite her türkischer Herkunft, der in Deutschland aufgewachsen und jetzt auf der Suche nach seinen Wurzeln ist. Er reist in die
Türkei und lernt ein Land kennen, das nicht einfach zu verstehen ist. Auch seinen Vater will er treffen…mehrWieso Heimat, ich wohne zur Miete ist der ungewöhnliche, originelle Titel von Selim Özdogans neuen Buch, ein zeitgenössischer Roman.
Ein junger Student, von der Vaterseite her türkischer Herkunft, der in Deutschland aufgewachsen und jetzt auf der Suche nach seinen Wurzeln ist. Er reist in die Türkei und lernt ein Land kennen, das nicht einfach zu verstehen ist. Auch seinen Vater will er treffen den er lange nicht mehr gesehen hat.
An dem Buch gefällt mir, wie Selim Özdogan seine Figur und das Land ganz aktuell zeichnet und viele originelle Szenen einbaut. Über manches habe ich mich aber auch gewundert, zum Beispiel der Einfall, dass Krishna Mustafa beim Hören von Nationalhymnen jeglicher Art spontan einschläft. Hymnosomnie! Witzig und bitter zugleich. Oder die verrückte Geschichte mit seinen Dreadlocks. Solche Einfälle dieser Art gibt es öfter. Mehr Auswirkungen hat das fatale Foto im Waffengeschäft!
Selim Özdogan scheut sich nicht, brisante Themen über Religion und Politik anzuschneiden. Sicher eine Qualität des Romans.
Anfangs ist es mir schwer gefallen, mit den Figuren warm zu werden. Das schließt auch den Ich-Erzähler ein. Die Identitätssuche wird durch Krishnas Unangepasstheit erschwert. Anscheinend auch ein Merkmal des Autors.
Die Erzählweise, die ihre Wurzeln der Popliteratur (vgl. Özdogans Erstlingsroman „Es ist so einsam im Sattel, seit das Pferd tot ist„) hat, ist auch gewöhnungsbedürftig
Die Art, wie kleine Episoden der Vergangenheit durch Erzählen in den Roman integriert werden, fand ich aber gelungen. Und erst Recht, wie durch die viele Diskussionen zwischen den Figuren, der alltägliche Wahnsinn in der Türkei und Deutschland aufgedeckt und untersucht wird, z.B. Internetzensur, Pegida, Shariapolizei uva. Selim Özdogan setzt seinen Spott ein, um diese Lächerlichkeiten bloßzustellen.
Ein eigenwilliges Buch! Teilweise auch unbequem und sperrig, doch einfühlsam geschrieben. Ein Buch mit interessanten Themen. Bemerkenswert!