Schon das Cover entfaltet eine Sogwirkung, und auch der Inhalt hat mich vollständig eingesogen und überwältigt.
Es geht um die beiden gleichaltrigen Cousinen Marie und Johanna, von Marie in der Ich-Perspektive erzählt. Obwohl ihre Mütter Zwillingsschwestern sind, könnten die beiden Mädchen
unterschiedlicher nicht sein, äußerlich wie innerlich. Marie vergleicht Johanna und sich mit Goldmarie und…mehrSchon das Cover entfaltet eine Sogwirkung, und auch der Inhalt hat mich vollständig eingesogen und überwältigt.
Es geht um die beiden gleichaltrigen Cousinen Marie und Johanna, von Marie in der Ich-Perspektive erzählt. Obwohl ihre Mütter Zwillingsschwestern sind, könnten die beiden Mädchen unterschiedlicher nicht sein, äußerlich wie innerlich. Marie vergleicht Johanna und sich mit Goldmarie und Pechmarie aus dem Märchen Frau Holle. Marie ist so, wie ihre Eltern es erwarten, sie hat einen Beruf und hat den Mann geheiratet, den ihr Vater gutgeheißen hatte. Johanna wiederum ist ein Naturkind, sie liebt Tiere und das Leben in der Natur, mit Menschen hat sie schlechte Erfahrungen gemacht.
Der Großvater der beiden Mädchen ist irgendwann in eine Hütte auf dem Berg gezogen und zum Almöhi geworden. Er war der einzige, der Johanna Marie vorzog, worüber sich Marie früher immer geärgert hatte, später hatte seine Abneigung einen guten Grund… „Er hat mit mir einfach nicht können, ganz egal, wie ich mich verhalten hab. Wenn ich Blumen gepflückt hab, hat er gesagt, ich soll sie lieber wachsen lassen. Wenn ich gesungen hab, hat er gesagt, ich soll lieber den Vögeln zuhören. Wenn ich herumgehüpft bin, hat er gesagt, ich soll das Gras nicht zertrampeln.“ (S. 120)
Johanna lebt seit ihrem vierzehnten Lebensjahr auf der Alm in der Hütte des Großvaters. Sie versorgt sich selbst und hat keinen Kontakt zu anderen Menschen. Eines Tages taucht Marie bei Johanna auf, sie hat eine durchwachte Nacht hinter sich und eine blutende Platzwunde an der Stirn. Johanna ist nicht begeistert, sieht jedoch ein, dass Marie ein Dach über dem Kopf braucht und ihr außerdem bei den täglichen Arbeiten helfen kann. Sie spannt sie beim Mähen, Holz hacken, Dach reparieren, der Herstellung von Käse und der Arbeit mit den Ziegen ein. Allmählich öffnen sich die beiden einander, und Marie erfährt, warum sich Johanna auf die Alm zurückgezogen hat.
Besonders atmosphärisch fand ich die Szene, als ein Gewitter auf dem Berg tobt, und Marie sich im Stall beim Ziegenbock Hubsi versteckt, vor dem sie eine mindestens genauso große Angst hat wie vor dem Gewitter.
Ich mochte das Buch sehr und konnte es kaum aus der Hand legen. Durch den bildhaften Schreibstil und die österreichischen Ausdrücke hat mich die Autorin auf die Tiroler Alm in die Einöde versetzt, viele Worte wie Latschen und Watschen kannte ich vorher gar nicht. Ich stimme Daniela Dröscher zu, die das Buch als ein „soghaftes Alpen-Kammerspiel“ bezeichnet, vergebe fünf Sterne und spreche eine Leseempfehlung für alle aus, die ein atmosphärisches Buch mit Sogwirkung lesen wollen.