Wiesen sind enorm artenreich, in Mitteleuropa sind sie sogar die artenreichsten Biotope überhaupt. Wer einmal die Blütenpracht und Vielfalt eines Kalkmagerrasens gesehen hat, der kommt vielleicht auf die Idee, so etwas auch zu Hause anzulegen. Und das ist keine schlechte Idee, denn Wiesen sind fast
immer menschengemachte Biotope, die man zwar wenig, aber dennoch pflegen muss.
Trotzdem ist der…mehrWiesen sind enorm artenreich, in Mitteleuropa sind sie sogar die artenreichsten Biotope überhaupt. Wer einmal die Blütenpracht und Vielfalt eines Kalkmagerrasens gesehen hat, der kommt vielleicht auf die Idee, so etwas auch zu Hause anzulegen. Und das ist keine schlechte Idee, denn Wiesen sind fast immer menschengemachte Biotope, die man zwar wenig, aber dennoch pflegen muss.
Trotzdem ist der Weg zur eigenen Blütenpracht lang und nicht immer von Erfolg gekrönt. Katrin Lugerbauer und Joachim Hegmann befassen sich seit vielen Jahren mit dem Thema und haben dabei Erfahrungen gesammelt, die andere vor Fehlschlägen bewahren können. Zunächst schauen sie sich die Naturstandorte genau an und erklären, was an diesen Biotopen besonders ist. Wiese ist nicht gleich Wiese. Es ist ein großer Unterschied, ob man eine Almwiese in 2000 Meter Höhe vor sich hat, oder eine Prärie in Nordamerika. Allen Wiesen gemeinsam ist, dass sie eine Mischung aus kurz- und langlebigen Pflanzen darstellen, was die Autoren dann auch in den folgenden Kapiteln praktisch umsetzen.
Die Neuanlage einer naturnahen Blumenwiese ist eine besondere Kunst, vor allem in der Anfangsphase. Hier muss man mit den kurzlebigen Ruderalpflanzen oder Split eine gewisse Bodendeckung erreichen, um den Anflug von Unkräutern zu verhindern. Und bevor jetzt gleich jemand Schnappatmung bekommt: Lugerbauer und Hegmann setzen Split und Kies sehr zielgerichtet und nach ökologischen Prinzipien ein. Die artenreichsten Wiesenbiotope sind magere Lehmböden mit hohem Geröllanteil! Was die Autoren beschreiben, ist sowohl ökologisch und gartenbaulich nachvollziehbar, als auch durch die Praxis überprüft und bestätigt. Sie erklären, wie man den Untergrund vorbereitet, welche Pflanzen sich für welche Wiesentypen eignen und vor allem zeigen sie in unzähligen Fotos gelungene Anlagen, teilweise mit verschiedenen Jahreszeitenaspekten und in einem Fall sogar die dynamische Entwicklung über mehrere Jahre hinweg. Anders als der klassische englische Border-Garten sind Prärie- oder Wiesengärten nämlich nie völlig stabil, sondern verändern sich laufend.
Ein absolutes Highlight ist für mich der QR-Code auf Seite 91. Da haben sich die Autoren wirklich mal was Neues einfallen lassen, was mir in allen (!) Gartenbüchern bisher gefehlt hat. Über die entsprechende Webseite kann man sich nämlich alle (!) Pflanzenarten und -sorten auflisten lassen, die auf jeder einzelnen Abbildung im Buch zu sehen sind. Wie oft waren bisher in den Legenden nur die auffälligen Leitstauden beschrieben und die Pflanzen, die MICH interessiert hätten, nicht. Das sollte wirklich Schule machen.
Auch wenn mir die Struktur des Buches stellenweise etwas unübersichtlich erscheint und sich daraus einige Redundanzen ergeben, halte ich es für eine ausgezeichnete Informationsquelle, die nicht nur viele Anregungen liefert, sondern sehr anschauliche Schritt-für-Schritt-Anleitungen zum Bau und der Konzeption einer eigenen Naturwiese liefert. Die Möglichkeiten sind ausgesprochen vielseitig und wer die dahinterliegenden Prinzipien zur Staudenverwendung und Pflanzensoziologie versteht, der hat einen fast unerschöpflichen Baukasten, mit dem er seine Wiese gestalten kann. Nur eines darf man in so einer ökologischen Oase leider nicht: Darin herumtrampeln.
(Das Buch wurde mir vom Verlag kostenfrei zur Verfügung gestellt. Auf meine Rezension wurde kein Einfluss genommen, der Inhalt stellt meine persönliche Meinung dar.)