Island, Grönland, Kanada, Alaska – das sind allesamt Orte der Welt, die ich bereisen möchte. Absolute Sehnsuchtsorte. Ein Roman, in dem eine junge Frau genau diese Länder bereist, ist daher ein Roman, den ich ohne Wenn und Aber lesen muss. In „Wildnis ist ein weibliches Wort“ von Abi Andrews begibt
sich Erin hinaus in die Welt, sie will beweisen, dass Frauen genauso Entdecker sein können, wie…mehrIsland, Grönland, Kanada, Alaska – das sind allesamt Orte der Welt, die ich bereisen möchte. Absolute Sehnsuchtsorte. Ein Roman, in dem eine junge Frau genau diese Länder bereist, ist daher ein Roman, den ich ohne Wenn und Aber lesen muss. In „Wildnis ist ein weibliches Wort“ von Abi Andrews begibt sich Erin hinaus in die Welt, sie will beweisen, dass Frauen genauso Entdecker sein können, wie Männer. Sie will nicht an Heim und Herd gebunden sein, sie will ihren Horizont erweitern und sich selbst an ihre Grenzen bringen. Erleben, wozu sie fähig ist, und gleichzeitig die Kraft der Natur erfahren. „Into the Wild“, aber eben aus Sicht einer Frau. Ein großartiges Thema! Doch leider dämpfte die Umsetzung meine Begeisterung erheblich.
Doch von Anfang an. Während der ersten Seiten war ich fasziniert von Erins Plan und ihren Gedanken. Sie nimmt Bezug auf Christopher McCandless, dem aus „Into the Wild“ bekannten Aussteiger, der in der Wildnis Alaskas lebte, ehe er dort starb. Und sie spricht von Jon Krakauer, dem Autor des Buches, der selbst aktiver Bergsteiger ist. Beides Menschen, die ihr in gewisser Weise ein Vorbild sind. Gleichzeitig aber steht sie der männlichen „Entdecker-Domäne“ sehr skeptisch gegenüber. Sie hinterfragt, weshalb es stets die Männer sind, die Neues entdecken, während die Frauen zuhause bleiben. Dabei seien laut Tests beispielsweise Frauen sogar eher dafür geeignet, in den Weltraum zu fliegen, als Männer.
Diese gedanklichen Exkurse reichern die Geschichte an – gleichzeitig sind sie es aber auch, die mich ungeduldig werden ließen. Wann fängt denn nun endlich Erins Abenteuer an? fragte ich mich immer öfter. Wann wandert sie vollkommen auf sich alleine gestellt durch die Wildnis? Tatsächlich ist sie nämlich sowohl auf ihrem Weg nach Island, als auch dem nach Grönland nicht alleine. Sie wird einerseits begleitet von einer Bekannten, die Erin auf der Überfahrt nach Island kennenlernte, sowie von einigen anderen Menschen – vornehmlich von Männern. Diese Tatsache erstickte die Spannung ein wenig im Keim, denn wie soll eine Protagonistin unter Beweis stellen, wozu Frauen in der Wildnis fähig sind, wenn sie ständig in Begleitung ist? Gewiss, dies ändert sich, sobald sie in Kanada eintrifft, doch letztendlich dauerte es mir bis dahin zu lange.
Darüber hinaus streift die Autorin zahlreiche Themen – wissenschaftliche Erkenntnisse, historische Begebenheiten, sie kommt auf Persönlichkeiten aus der Forschung zu sprechen, etc. Diese flicht sie in die Geschichte ein, aber für meinen Geschmack nicht so, dass sie dieser einen Mehrwert liefern, sonder so, dass sie den Fluss der Geschichte ständig unterbrechen. Jedes Mal, wenn ich mich wieder auf Erin und ihren Weg konzentrieren konnte, wurde ich mit einem gedanklichen Exkurs konfrontiert, der mir teils doch sehr zusammenhangslos erschien. Vielleicht denke ich auch nicht wissenschaftlich genug. Vielleicht gehen bei „Wildnis ist ein weibliches Wort“ Erwartung und tatsächlicher Inhalt der Geschichte zu weit auseinander. Für viele ist das Werk von Abi Andrews sicherlich eine aufregende und anregende Lektüre, für mich war es leider überhaupt nicht das richtige.
Fazit
„Wildnis ist ein weibliches Wort“ von Abi Andrews liest sich wie eine Mischung aus Abenteuerroman und wissenschaftlicher Arbeit. Erin begibt sich auf eine aufregende Reise in die Wildnis Alaskas und passiert auf ihrem Weg Island, Grönland und Kanada. Sie lernt Menschen dieser Länder kennen, sie lernt die Länder kennen. Es geht um Natur, den Einfluss des Menschen auf die Natur, um Forschung und Wissenschaft, Aussteiger, Abenteurer und Feminismus. Eine bunte Mischung, von der ich mir viel versprach. Leider war die Umsetzung nicht nach meinem Geschmack, mir fehlte ein durchgehender Erzählfluss. Der Roman liest sich zu abgehackt, zu häufig werden gefühlt wahllos Informationen zu Land und Leuten eingestreut, denen ich nichts abgewinnen konnte. Schade, denn an und für sich ist das Thema großartig.