Studienarbeit aus dem Jahr 2009 im Fachbereich Germanistik - Neuere Deutsche Literatur, Universität Augsburg, Sprache: Deutsch, Abstract: Über Wilhelm Lehmann schreiben heißt: Über einen nahezu Unbekannten, wenn nicht in weiten Kreisen bereits Vergessenen schreiben. Der Name Wilhelm Lehmann ruft nicht nur bei sogenannten Laien, sondern auch bei Germanistikstudenten oder gar Lehrern der jüngeren Generation Unkenntnis und Ratlosigkeit hervor. Die wenig vorhandene Forschungsliteratur spiegelt diesen Befund in deutlicher Weise wider. Dabei wird Lehmann in einschlägigen Lexika und Überblicksdarstellungen in Reihung mit Oskar Loerke, Karl Krolow und Peter Huchel gestellt. Man könnte also konstatieren, dass seine Bedeutung für die deutsche Literaturgeschichte unumstritten ist, eine Beschäftigung mit Lehmann aber wohl zu wenig ergiebig und lohnenswert scheint. Zu Lehmanns Lebzeiten wurden seine literarischen Ambitionen durchaus honoriert, was sich u.a. an der Verleihung des Heinrich-von-Kleist-Preises im Jahre 1923 durch Alfred Döberlin an Lehmann und Robert Musil zeigt. Außerdem nahm Lehmann an literarischen Gesellschaften mit z.B. Loerke, Buber, Hauptmann und Rathenau teil; auch dies zeigt die allgemeine Wertschätzung, welche Lehmann erfahren hat. Doch auch im öffentlichen literarischen Bewusstsein wurde Lehmann geachtet und in Rezensionen seiner Werke hoch geschätzt und positiv besprochen. Kritik an Lehmann als Person wurde jedoch besonders in der Bundesrepublik zur Zeit der Studentenbewegungen geäußert, welche ihm Opportunismus und seine Mitgliedschaft in der NSDAP vorwarf. Als Folge dessen geriet v.a. in dieser „politischen Zeit“ Lehmann und seine als apolitisch angesehene Lyrik in Vergessenheit. Lange Zeit wurde Lehmanns Schaffen als strikt der Naturlyrik immanentes Dichten und Schreiben gesehen. Naturlyrik galt in der Zeit der politischen Unruhen als nicht mehr dem Zeitgeist adäquat. Sofern man Natur nicht als Vegetation, sondern als „Möglichkeit wahren menschlichen Daseins“ definiert, gewinnt der Begriff Naturlyrik eine Schwingungsbreite, welche auch der Lyrik Lehmanns immanent ist.