Die Schweizer versuchen gegen Ende des 13. Jahrhunderts, sich von der Fremdherrschaft der Österreicher zu befreien. Es ist der Beginn des Unabhängigkeitskampfes gegen die Habsburger. Die Widerstandskämpfer stehen vor der schwierigen Aufgabe, alle Kräfte des kleinen Landes zu bündeln. Dabei müssen sie auch kantige Individualisten wie Wilhelm Tell einbinden, der sich nur ungern einem Kollektivziel unterordnet. Wilhelm Tell führt vor Ort seinen ganz privaten Kampf gegen die Österreicher. Der Effekt seiner vereinzelten Aktionen bleibt landesweit jedoch unbedeutend. Erst als es den Widerstandskämpfern gelingt, Tells »Privatsache« und die »öffentliche Sache« in Einklang zu bringen, werden sie stark. Friedrich Schiller entwickelt in »Wilhelm Tell« von 1803/04 ein gesellschaftliches Modell, bei dem sowohl der Einzelne als auch der Staat ihren Absolutheitsanspruch aufgeben. Schiller bezeichnete dieses harmonische Vorgehen, bei dem der Einzelne sich unter Beibehaltung seiner Individualität für die Gemeinschaft einsetzt, als »ästhetischen Staat«. Diese Utopie trägt in »Wilhelm Tell« stellenweise märchenhafte Züge, die maßgeblich zum großen Erfolg des Stückes im 19. Jahrhundert beitrugen. »Wilhelm Tell« war Friedrich Schillers letztes vollendetes Drama.
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