Wie entwickelt sich das Selbstbewusstsein einer Gruppe, eines Volkes, einer Nation oder einer Staatengemeinschaft? Welche unbewussten Prozesse wirken bei der Entwicklung von Sprache, Mythos und Sitte, durch die die Einzelnen miteinander verbunden sind? Diesen kulturwissenschaftlichen Fragen geht Wundt in seinen völkerpsychologischen Schriften nach. Sein historisch komplexes Werk, geprägt von geschichtsphilosophischen, positivistischen und liberal-kulturprotestantischen Gedanken, stellte zu Beginn des 20. Jahrhunderts eine Herausforderung für die Soziologie, Psychologie, Philosophie, Religionswissenschaft, Ethnologie und Anthropologie dar. In seinem Anliegen, die sich ausdifferenzierenden Wissenszweige in einem umfassenden Wissenschaftsschema logisch-strukturell zusammenzuhalten, erkennen wir das heutige Bedürfnis nach Interdisziplinarität.
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