„Bist du eigentlich ein Junge oder ein Mädchen?“ (S.176)
Das ist eine Frage, die wohl niemand im Grundschulalter während des Schwimmunterrichts gerne hören würde, aber Tino Liebes Lebensweg schon sehr gut vorzeichnet.
Mit 34 Lenzen arbeitet er nun als Buchhändler und kann auf eine beachtliche
Single-Zeit von sieben Jahren blicken, für die auch kein Ende in Sicht ist. Die Einsamkeit hat ihn…mehr„Bist du eigentlich ein Junge oder ein Mädchen?“ (S.176)
Das ist eine Frage, die wohl niemand im Grundschulalter während des Schwimmunterrichts gerne hören würde, aber Tino Liebes Lebensweg schon sehr gut vorzeichnet.
Mit 34 Lenzen arbeitet er nun als Buchhändler und kann auf eine beachtliche Single-Zeit von sieben Jahren blicken, für die auch kein Ende in Sicht ist. Die Einsamkeit hat ihn etwas verschroben werden lassen und sein Kontakt zu der weiten Welt dort draußen beschränkt sich auf seine Kumpel Markus und Thorsten, sowie die zwei törichten Kolleginnen, die in ihm allerdings einen schwulen Hochstapler sehen – zumindest teilweise. Als er eines Abends den neuen Frauenroman der Autorin Romelia Rauchhaupt, die Tino durch mehrere Lesungen persönlich kennt, liest und dort über einen leidenschaftlichen Quickie auf dem Info-Tresen einer – besser seiner – Buchhandlung stolpert, vermutet er dahinter eine versteckte Anspielung auf ein erotisches Knistern und beschließt bei der bald stattfindenden Lesung ganz galant diese Szene zu hinterfragen und hoffentlich aus dem Club der frustrierten Singles auszubrechen.
Ich habe dieses Buch an einem Tag verschlungen und saß dabei unter anderem in den öffentlichen Verkehrsmitteln. Genau dann, wenn Tino über Sex und Selbstbefriedigung philosophiert hat, was nicht zu knapp war, haben für mein Gefühl immer die älteren Damen in mein Buch geschmult – was mir schon ein bisschen unangenehm war. :-D
Ansonsten finde ich den Humor von Peter Godazgar toll, weil er direkt und nicht so künstlich verspielt ist. Mich nervt es ungemein, wenn ein Autor auf eine unterschwellige Art lustig sein will, aber der Gag dann wie ein Hammerschlag auf die Leser einschlägt und jeglicher Spontanität entbehrt. Dadurch wirkt selbst der beste Wortwitz platt, hier gelingt es Tino aber wenigstens für uns Außenstehende Stimmung in sein triste Single-Dasein zu bringen. Wie Tinos Kalender mit Flirt-Tipps entblättert der Protagonist seine Schwächen mit schonungsloser Ehrlichkeit und wandelt diese damit in liebenswerte Stärken um, was die unglücklichen Männer in der realen Welt vielleicht zum Vorbild nehmen sollten.
Am Ende gibt es für den letzten Tinosaurier nur ein halbes Happy End, aber eine perfekte Beziehung zu seiner Traumfrau als Schlusswort hätte mir auch nicht gefallen, zumal ich beispielsweise Kat(h)rin nicht an seiner Seite sehe! „Willst du mein Single sein?“ war wie eine kleine Etappe aus dem Leben dutzender einsamer Herzen (nur viel lustiger) und dank Romelias Hilfe kann Tino etwas unverkrampfter auf das weibliche Geschlecht zu gehen und macht damit dem starken Geschlecht Mut, dass niemals Hopfen und Malz verloren sind, man muss nur mal über den Bierkrug schauen. ;-)