Studienarbeit aus dem Jahr 2021 im Fachbereich Geschichte Deutschlands - Nachkriegszeit, Kalter Krieg, Note: 1,3, Universität Duisburg-Essen (Historisches Institut), Veranstaltung: Geschichtsdebatten in Frankreich und Deutschland, Sprache: Deutsch, Abstract: Die vorliegende Arbeit befasst sich mit einem der bedeutendsten Symbolen deutscher Vergangenheitsbewältigung. Sie thematisiert Willy Brandts Kniefall in Warschau. Historiker wie Valentin Rauer deuten den Kniefall als den „entscheidenden Wendepunkt“ bundesdeutscher Erinnerungspolitik. Jedoch wurde der Kniefall nicht sofort als solches Symbol verstanden. Eine Woche nach dem geschichtsmächtigen Ereignis erschien der Spiegel mit dem knienden Kanzler auf dem Cover und fragte seine Leser, „Durfte Brandt knien? — Kniefall angemessen oder übertrieben?“ Diese Arbeit wird zunächst die Debatten rund um den Kniefall nennen, um dann in einem zweiten Schritt den Prozess, den die Geste Brandts durchlief, nachzuzeichnen. Aus diesem Wandel der öffentlichen Wahrnehmung ergibt sich also das Ziel dieser Arbeit. In der westdeutschen Presselandschaft lassen sich vier Deutungskonzepte des Kniefalls ausmachen: Eine Interpretation konzentriert sich auf die „moralische Komponente“ der Geste, eine zweite akzentuiert das Menschliche, eine dritte stellt die Emotionalität in den Mittelpunkt und eine vierte „rückt den Kniefall in eine religiöse Dimension.“ Darüber hinaus gibt es eine weitere Interpretation. Sie deutet den Kniefall als eine unangemessene Geste der Demut. Die Grundlage für diese Arbeit bilden die Presseerzeugnisse aus den Jahren 1970 und 2000. Im ersten Kapitel wird der historische Kontext des Kniefalls skizziert. Darüber hinaus wird die politische Stimmung in Europa erläutert und Gründe für Brandts Reise nach Warschau genannt. Anschließend werden im ersten Unterkapitel die unterschiedlichen Reaktionen, welche die unübliche Geste mit sich zog, wiedergegeben. Darauf aufbauend erfolgt eine Analyse von Artikeln, die über den Kniefall berichtet haben. Im zweiten Unterkapitel werden zunächst spätere Kniefall-Erzählungen erläutert und anschließend mit passenden Artikeln der 70er Jahre verglichen. Dieses Unterkapitel wird zeigen, dass bereits ein Wandel in der Rezeption stattgefunden hat. Daraus ergibt sich die Möglichkeit, im dritten Kapitel den Weg des Fotos zur Ikone nachzuzeichnen. Dazu bedient sich das Kapitel zu großen Teilen der Ergebnisse des Historikers Christoph Schneiders.