Die vorliegende Arbeit untersucht Bachmanns Werk als Organon einer kritischen Kulturwissenschaft, ausgehend vom Sprachbild der Grenze und vor dem Hintergrund der aktuellen kulturwissenschaftlichen Diskussion, welche die Übergängigkeit von Literatur und Realität betont. Entsprechend den Erfahrungen und Interessen der Verfasserin liegt ein Hauptaugenmerk auf der Überschreitung von Sprach- und Kulturgrenzen sowie der Rekonstruktion von Bachmanns literarischem Umfeld in Rom, das ihr Schreiben stärker prägt als bisher angenommen. Der erste Band der neu erscheinenden Bachmann-Ausgabe lenkt die Aufmerksamkeit auf die Zäsur der Krankheit, deren Aufarbeitung die Romane inspiriert. Zu einer radikalen Form autobiographischen Schreibens kommt die geschlechtliche Perspektivierung von Autorschaft im historisch-kulturellen Kontext. Die Überwindung der Lebenskrise führt in der Lyrik zu einem im Bewusstsein der Grenzen neu begründeten Wissen, während sich die traumatisch-utopische Recherche in den späten Erzählungen von Todes- zu Lebensarten öffnet. Bachmanns ästhetische Forschung entwickelt dabei unter Einsatz des eigenen Lebensexperiments eine über bestehende Begrenzungen hinausweisende Kulturtheorie, der sich nicht zuletzt die starke Wirkung ihres Werks verdankt.