Vor 75 Jahren wurde das Grundgesetz verkündet. Vor 35 Jahren fiel die Berliner Mauer. Die Bundesrepublik begeht 2024 ein doppeltes Jubiläum und kann es doch nicht mit ruhiger Selbstzufriedenheit feiern. Zu groß sind die Aufgaben, vor denen das Land steht. Internationale Krisen und Aufgaben der wirtschaftlichen Transformation setzen unsere Gesellschaft unter Stress, das Vertrauen in die Politik leidet, der Ton wird schärfer. Und extremistische Populisten stellen mit kalter Siegermiene die liberale Demokratie infrage.
In dieser kritischen Zeit erinnert der Bundespräsident an Wegmarken und Erfahrungen, die Deutschland in 75 Jahren geprägt haben. Er beleuchtet unangenehme Wahrheiten, vor allem aber die Stärken des Landes. Er wirbt für die Anstrengung gemeinschaftlichen Handelns, aus dem politische Kraft erwächst. Unser Wir ist das einer vielfältigen Gesellschaft geworden, die neu erkennen muss, was sie verbindet.
In dieser kritischen Zeit erinnert der Bundespräsident an Wegmarken und Erfahrungen, die Deutschland in 75 Jahren geprägt haben. Er beleuchtet unangenehme Wahrheiten, vor allem aber die Stärken des Landes. Er wirbt für die Anstrengung gemeinschaftlichen Handelns, aus dem politische Kraft erwächst. Unser Wir ist das einer vielfältigen Gesellschaft geworden, die neu erkennen muss, was sie verbindet.
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Perlentaucher-Notiz zur TAZ-Rezension
Der Essay "Wir" des Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier ist gut gemeint und enthält viel Richtiges, Überraschendes allerdings nicht, findet Rezensent Robert Misik. Auslöser des Buches sei die Reaktion eines Thüringers auf Steinmeiers Aussage gewesen, es stehe ein Doppeljubiläum - 75 Jahre Grundgesetz, 35 Jahre Mauerfall - an: Der Mann habe nicht die Zusammengehörigkeit beider, nur ein Jubeljahr für den Osten und eines für den Westens sehen können. Dass beide für ein gemeinsames gesellschaftliches "Wir" verbunden seien, versucht Steinmeier auf gut 140 Seiten zu zeigen. Er bespielt damit abermals das Thema Demokratie, das er, so Misik, seit Beginn seiner Amtszeit vor sieben Jahren zu seinem gemacht hat: Er beschreibt die Krise der liberalen Demokratie, versucht bei aller Verschiedenheit das Verbindende herauszuarbeiten, wirbt für den Staat als "Gemeinwesen" und schließlich für einen "demokratischen Patriotismus", der Zugehörigkeit durch die Zustimmung zu in demokratischen Verfahren selbst gegebenen Regeln mehr denn durch Ethnie, Religion oder Kultur definiere. Obgleich Steinmeier hier viel Wichtiges aufwirft, ist sein Buch weder aufrüttelnd noch inspirierend, urteilt der Rezensent; an der Effektivität des Essays meldet er daher Zweifel an.
© Perlentaucher Medien GmbH
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»[Steinmeiers] Intervention verdient Beachtung ... als Sprechakt im ewigen Prozess der Vorstellung einer politischen Gemeinschaft: Es geht weniger ums Was als ums Überhaupt.« Gustav Seibt Süddeutsche Zeitung 20240429