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Autorenporträt
Jewgenij Iwanowitsch Samjatin wurde 1884 in der mittelrussischen Provinzstadt Lebedjan geboren. Während seiner Studienzeit schloss er sich der Fraktion der Bolschewiki an. Im Jahr 1920 schrieb er den Zukunftsroman WIR. Nachdem das Erscheinen seines Romans WIR im Westen zur Ächtung des Autors in seiner Heimat geführt hatte, emigrierte er nach Frankreich. Samjatin starb 1937 in Paris
Rezensionen
buecher-magazin.deWahrlich keine leichte Kost, sondern eine bitterböse, bestürzend bewegende Beschreibung einer seelenlosen Gesellschaft im mathematischen Zeitalter. Heute würde man wohl von "der digitalisierten Welt" sprechen. Diese Parallele macht den Roman so zeitlos. Samjatin war glühender russischer Revolutionär und später großer Verächter Stalins. Schon früh sah er, dass die bolschewistische Revolution scheitern würde. "Wir" schildert die Essenz seiner Kritik an der neuen, sowjetischen Gesellschaft, in der jegliche Individualität unterdrückt wird. Aus Individuen werden Nummern, aus Menschen Zahlen. D-503 oder I-330 heißen die Hauptfiguren dieser Zukunftsvision, die Orwells "1984" und Huxleys "Schöne, neue Welt" stark beeinflusste. Die Hörspielfassung ist sensationell: Packend inszeniert von Christoph Kalkowski, bearbeitet von Ben Neumann und musikalisch exzellent begleitet vom Radio-Sinfonieorchester Stuttgart unter Dirigent Jonathan Stockhammer. Vor allem aber mit großartigen Sprechern wie Andreas Pietschmann, Jana Schulz und Hanns Zischler. Sie alle machen "Wir" zu einem akustischen Gesamtkunstwerk.
Für den Rezensenten Alexander Cammann ist "Wir" ein dystopischer Klassiker, zugleich aber zu wenig bekannt. Der russische Autor und Essayist Jewgenij Samjatin war 1920 der Erste, der einen totalitären Überwachungsstaat entworfen hat, so Cammann, in dem die Menschen statt Namen Nummern tragen. Diese finstere Vision einer technisch kontrollierten Zukunftswelt ohne persönliche Freiheiten erwecke nun das Hörspiel unter der Regie von Christoph Kalkowski zu neuem Leben. Der Kritiker hebt dabei besonders die Leistung Hanns Zischlers hervor, der den herrschenden "Wohltäter" in "kühler Macht" verkörpere.