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“Wir lachen, weil wir weinen” – so lautet ein irisches Sprichwort, das in all seiner Knappheit Charakteristisches über Irland und die Iren aussagt. Dem in jahrhundertelanger Unterdrückung durch die Engländer erfahrenen Leid, aber auch dem unbeugsamen Lebenswillen des irischen Volkes spürt Walter Kaufmann in seinem Buch von 1975 nach. In seinen Reportagen kommt seine Liebe zu diesem Land zum Ausdruck, nehmen Menschen Nordirlands Gestalt an: Iren und Engländer, Katholiken und Protestanten, Männer der IRA und Männer der UVF, Kommunisten und Kapitalisten. Ihre Schicksale – stellvertretend für das…mehr
“Wir lachen, weil wir weinen” – so lautet ein irisches Sprichwort, das in all seiner Knappheit Charakteristisches über Irland und die Iren aussagt. Dem in jahrhundertelanger Unterdrückung durch die Engländer erfahrenen Leid, aber auch dem unbeugsamen Lebenswillen des irischen Volkes spürt Walter Kaufmann in seinem Buch von 1975 nach. In seinen Reportagen kommt seine Liebe zu diesem Land zum Ausdruck, nehmen Menschen Nordirlands Gestalt an: Iren und Engländer, Katholiken und Protestanten, Männer der IRA und Männer der UVF, Kommunisten und Kapitalisten. Ihre Schicksale – stellvertretend für das Schicksal ganz Nordirlands – machen uns die inneren Widersprüche des leidgeprüften Landes und die scheinbare Ausweglosigkeit deutlich, lassen uns den blutigen Alltag ungleich stärker nacherleben als das lapidare Zeitungsmeldungen vermögen. Sein Leben unter Hafenarbeitern und Seeleuten während seines siebzehnjährigen Australienaufenthaltes machte Walter Kaufmann schon in den Kriegs- und ersten Nachkriegsjahren mit der irischen Art vertraut. Der Freiheitsdrang von Einwanderern aus Belfast und Derry, denen er in den Häfen von Sydney und Melbourne und in der Inselwelt des Pazifischen Ozeans begegnete, ihre selbstverständliche Solidarität mit allen Unterdrückten, ihr Humor und ihre Herzlichkeit beeindruckten ihn sehr. Für die bildhafte kraftvolle Sprache dieser Männer entwickelte er ein waches Ohr, ihm war, als blättere er in den Werken von O’Flaherty, O’Casey und Synge, die von jeher einen bedeutenden Einfluss auf sein Schaffen hatten. Diesem Einfluß hat sich Walter Kaufmann nie entziehen wollen – und so war es nur folgerichtig, dass er bei Reisen in Nordirland 1975 seine Bindung zum irischen Leben vertiefte und hier mit besonderem Engagement sein Thema fand.
Walter Kaufmann (eigentlich Jizchak Schmeidler) wurde 1924 in Berlin als Sohn einer jüdischen Verkäuferin geboren und 1926 von einem jüdischen Anwaltsehepaar adoptiert. Er wuchs in Duisburg auf und besuchte dort das Gymnasium. Seine Adoptiveltern wurden nach der Reichskristallnacht verhaftet, kamen ins KZ Theresienstadt und wurden im KZ Auschwitz ermordet. Ihm gelang 1939 mit einem Kindertransport die Flucht über die Niederlande nach Großbritannien. Dort wurde er interniert und 1940 mit dem Schiff nach Australien gebracht. Anfangs arbeitete er als Landarbeiter und Obstpflücker und diente als Freiwilliger vier Jahre in der Australischen Armee. Nach 1945 verdiente er seinen Lebensunterhalt als Straßenfotograf, auf einer Werft, im Schlachthof und als Seemann der Handelsmarine. 1949 begann er seinen ersten Roman, der 1953 in Melbourne erschien. 1957 übersiedelte er in die DDR, behielt jedoch die australische Staatsbürgerschaft. Seit Ende der 1950er Jahre ist Walter Kaufmann freischaffender Schriftsteller. Ab 1955 gehörte er dem Deutschen Schriftstellerverband und ab 1975 der PEN-Zentrum der DDR, dessen Generalsekretär er von 1985 bis 1993 war. Er ist Mitglied des PEN-Zentrums Deutschland. Walter Kaufmann war außerdem in mehreren DEFA-Filmen als Darsteller tätig, teilweise unter dem Pseudonym John Mercator. Auszeichnungen 1959: Mary Gilmore Award 1961, 1964: Theodor-Fontane-Preis des Bezirkes Potsdam 1967: Heinrich-Mann-Preis 1993: Literaturpreis Ruhrgebiet
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