„Wir müssen über Rassismus sprechen“ von Robin J. DiAngelo ist ein Buch zu einem unfassbar wichtigen und aktuellen Thema, das den Leser mehr oder weniger direkt angreift und aufrütteln möchte. Die Autorin ist Soziologin und hat sich daher wissenschaftlich mit Rassismus beschäftigt und daraus ein
Sachbuch gemacht, das sich auch aufgrund der vielen Fußnoten, nicht unbedingt flüssig lesen…mehr„Wir müssen über Rassismus sprechen“ von Robin J. DiAngelo ist ein Buch zu einem unfassbar wichtigen und aktuellen Thema, das den Leser mehr oder weniger direkt angreift und aufrütteln möchte. Die Autorin ist Soziologin und hat sich daher wissenschaftlich mit Rassismus beschäftigt und daraus ein Sachbuch gemacht, das sich auch aufgrund der vielen Fußnoten, nicht unbedingt flüssig lesen lässt.
Aber natürlich macht es das nicht zu einem schlechten Buch. Es ist halt kein Roman, der sich so einfach mal nebenher lesen lässt, sondern ein Buch, das man mit Bedacht und Verstand lesen muss, die aufgestellten Thesen sacken lassen und weiter drüber nachdenken muss. In vielen gehe ich mit der Autorin nicht konform, aber das liegt mehr an meiner persönlichen Herkunft und Lebensgeschichte, und nicht an ihren Thesen und dem Buch.
Fakt ist: auf Menschen bezogen gibt es keine Rassen. Punkt. Hautfarbe, Herkunft und Abstammung kann sich keiner aussuchen – ein Rassist zu sein dagegen ist die Wahl jedes einzelnen. Sich selbst und seine Worte und Taten zu hinterfragen, eventuell rassistisches oder diskriminierendes Verhalten abzulegen, ist eine Frage von Anstand und Intelligenz, darauf geht die Autorin speziell in den letzten Kapiteln ein. Sie schreibt über weltweiten Rassismus, Diskriminierung und Vorurteile und grenzt jeden der Begriffe klar gegen die anderen ab. Sie beschreibt und erklärt „white supremacy“ und „white fragility“. Soweit, so gut.
Denn, vermutlich steckt tatsächlich, wie die Autorin konstatiert, in jedem Weißen irgendwo eine (wenn auch unterschiedlich große) Portion Rassismus („white guilt“), die es gilt abzulegen, was im Endeffekt sowohl dringend nötig, als auch an der Zeit wäre. Beim Rassismus muss sich also jeder an die eigene Nase fassen und vor der eigenen Tür kehren, was man als Leser aus dem Buch mitnimmt, ist daher völlig typabhängig. Aber der große „alle-Weißen-sind-Rassisten-Topf“, in den die Autorin uns Leser wirft, ist eine Form der Kollektivschuld, die sicher nicht bei jedem Leser gleich gut ankommt, denn für sie ist schlicht jeder Weiße ein Rassist, Bemühungen, keiner zu sein, werden meiner Meinung nach von ihr abgetan und keinesfalls honoriert. Von mir wegen der zum Teil sehr wissenschaftlichen Formulierungen und der teilweise gewöhnungsbedürftigen (da nicht alltäglichen) Nomenklatur 4 Sterne und eine Lese-Empfehlung.