Viele Menschen aus Europa begegnen Frauen aus der arabischen Welt mit einen Gefühl des Bedauerns, des Mitleids und auch des Argwohns. Viele können sich nicht vorstellen, dass es unter diesen Frauen Absolventinnen von Universitäten, Pilotinnen, Politikerinnen und Managerinnen gibt.
„Femininismus
ist keine westliche Erfindung und die Unterdrückung von Frauen ist keine arabische Spezialität.“…mehrViele Menschen aus Europa begegnen Frauen aus der arabischen Welt mit einen Gefühl des Bedauerns, des Mitleids und auch des Argwohns. Viele können sich nicht vorstellen, dass es unter diesen Frauen Absolventinnen von Universitäten, Pilotinnen, Politikerinnen und Managerinnen gibt.
„Femininismus ist keine westliche Erfindung und die Unterdrückung von Frauen ist keine arabische Spezialität.“ (Nawal al Saadawi (1931-2021), S. 33)
Dieses Sachbuch von Claudia Mende zeigt uns, dass die festgefahrenen Meinung mit denen die Frauen der arabischen Welt betrachtet werden, längst nicht mehr gültig sind. In neun Kapiteln lässt sie diese Frauen selbst zu Wort kommen. Diese Kapitel sind:
Die Anfänge: Hoda Shaarawi und der Aufbruch der Frauen
Staatsfeminismus: Frauenrecht von oben
Die Arabellion von 2011 - eine neue Etappe
Knackpunkt Familienrecht - Bastion des Patriarachts
Sexuelle Selbstbestimmung
Gewalt gegen Frauen: „Ihr müsst uns besser schützen“
Feministischer Islam
Der Westen und die Frauenrechte: Koloniale Lasten
Veränderte Lebenswelten: Frauen auf dem Vormarsch und was ist mit den Männern?
Mit dem Ausblick „Welche Zukunft für den arabischen Feminismus?“ endet dieses interessante Buch.
Als 2011 von Tunesien ausgehend, die als „Arabischer Frühling“ bezeichnete Frauenbewegung in der arabischen Welt um sich greift, glaubten viele, nun hätten es die Frauen geschafft, Bevormundung, Burka und Patriarchat hinter sich zu lassen. Doch leider sitzen nun die Autokraten wieder fest im Sattel. So manche Reform wurde stillschweigend wieder rückgängig gemacht.
Andere Regierungen wie Kronprinz Mohammed bin Salman (MbS) von Saudiarabien wiederum haben versucht, den Feminismus (oder was Männer darunter verstehen) „von oben herab“ zu verordnen, was auch nicht immer ganz klappt. So dürfen Frauen nun seit 2017 selbst Auto fahren, brauchen keinen Vormund mehr und dürfen alleinr reisen. Auch wenn solches von der Regierung verordnet und gebilligt worden ist, sind diese Lockerungen noch nicht in allen Regionen und Köpfen der Menschen angekommen, weshalb bei Verstößen gegen die staatlichen Anordnungen Strafen ausgesprochen werden. Das Klima der Angst ist also beibehalten worden, nur trifft es jetzt auch Männer, die dadurch völig verunsichert sind. Dieser staatlich verordnete Feminismus geschieht allerdings nicht aus Nächstenliebe den Frauen gegenüber, sondern hat handfeste wirtschaftliche Gründe: Man ist auf die Arbeitskraft der Frauen angewiesen.
Die bange Frage bleibt, was passiert, wenn MbS nicht mehr der mächtige Mann ist oder sich die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen drastisch verschlechtern?
Fazit:
Gerne gebe ich diesem interessanten Sachbuch über den arabischen Feminismus, das auch mir neue An- und Einsichten gewährt hat, 5 Sterne und eine Leseempfehlung.