Jakob Bergmann ist gerade vierzehn Jahre alt, als er 1935 immer mehr unter den an die Macht gekommenen Nationalsozialisten zu leiden hat, die die jüdische Bevölkerung systematisch ausgrenzen und schließlich verfolgen bis hin zur geplanten Ausmerzung. Immer wieder muss er fliehen und im Ausland
Unterschlupf suchen. Einzig die Liebe zur ein Jahr jüngeren Annie Vries gibt ihm die Kraft und Hoffnung…mehrJakob Bergmann ist gerade vierzehn Jahre alt, als er 1935 immer mehr unter den an die Macht gekommenen Nationalsozialisten zu leiden hat, die die jüdische Bevölkerung systematisch ausgrenzen und schließlich verfolgen bis hin zur geplanten Ausmerzung. Immer wieder muss er fliehen und im Ausland Unterschlupf suchen. Einzig die Liebe zur ein Jahr jüngeren Annie Vries gibt ihm die Kraft und Hoffnung auf eine Zukunft in Frieden.
Meine Meinung:
„Wir waren doch so jung“ von Jennifer Riemek und Michael Kuhn ist eine Mischung aus einer berührenden fiktiven Geschichte, die getragen wird von einer großen Liebe, und den durch Zeitzeugen belegten wahren Begebenheiten zur Zeit der Judenverfolgung während des Nationalsozialismus. Erzählt wird hierbei die Geschichte zweier jüdischer Familien aus Aachen von 1934 bis 1945 entnommen den Erinnerungen des knapp über siebzig Jahre alten Jakobs.
Sicher gibt es unzählige Bücher über den Holocaust, aber aus der Sicht eines jüdischen Teenagers erzählt, der all die furchtbaren Dinge hautnah erleben muss, habe ich noch keines gelesen. Gerade für junge Menschen, die zunehmend weniger Möglichkeiten haben, mit Zeitzeugen ins Gespräch zu kommen, ist dieses Buch eine wahre Fundgrube an Informationen, die gleichzeitig spannend und mit sehr viel Feingefühl vermittelt werden.
Die Hauptfiguren waren mir sofort sympathisch und es ist nach wie vor unfassbar, welchen menschenunwürdigen Repressalien das jüdische Volk ausschließlich aufgrund ihres Glaubens damals ausgesetzt war. Sie waren zwar nicht die einzige verfolgte Bevölkerungsgruppe, dennoch in Ausmaß und Grausamkeit beispiellos. Durch die Perspektive des Jakob betrachtet, ist der Leser hautnah dabei und möchte sich vor Abscheu und Mitgefühl mitunter abwenden, aber genau das sollte er nicht tun, ist doch die Bedrohung Andersdenkender auch in Europa längst wieder salonfähig geworden.
Mich hat die Geschichte von Jakob und Annie, die ca. drei Viertel des Buches einnimmt, tief berührt, mitgerissen und lange nicht losgelassen. Die im letzten Viertel mit Belegen nachgewiesenen Aussagen der Zeitzeugen, die genau die Erlebnisse der fiktiven Figuren widerspiegeln, machen das Ganze auf schreckliche Weise noch eindringlicher. Da nicht nur Aachen Schauplatz ist, sondern auch Städte in Holland und Belgien sowie Frankreich, wird die Ausbreitung der braunen Seuche dem Leser deutlich vor Augen geführt.
Ich würde jedem, der sich ein wenig für das Thema interessiert und nicht den Mantel des Vergessens darüber legen möchte, dieses Buch ausdrücklich empfehlen.