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Der Kampf für die Freiheit Es sind die wilden 68er - und alles scheint möglich zu sein. Hilla Palm, die junge Frau aus einfachem Hause, ist frei. Frei zu kämpfen. Für die Literatur, die Liebe und eine friedvollere, gerechtere Welt. Doch bald schon kommt zur ideologischen Ernüchterung die menschliche Enttäuschung. Nur über Umwege findet Hilla zu ihrem Glück.
Ein Buch über den Mut, die Gesellschaft und sein Leben zu verändern - ein Buch über die Kraft der Versöhnung.

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Produktbeschreibung
Der Kampf für die Freiheit Es sind die wilden 68er - und alles scheint möglich zu sein. Hilla Palm, die junge Frau aus einfachem Hause, ist frei. Frei zu kämpfen. Für die Literatur, die Liebe und eine friedvollere, gerechtere Welt. Doch bald schon kommt zur ideologischen Ernüchterung die menschliche Enttäuschung. Nur über Umwege findet Hilla zu ihrem Glück.

Ein Buch über den Mut, die Gesellschaft und sein Leben zu verändern - ein Buch über die Kraft der Versöhnung.

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Autorenporträt
Ulla Hahn, aufgewachsen im Rheinland, arbeitete nach ihrer Germanistik-Promotion als Lehrbeauftragte an verschiedenen Universitäten, anschließend als Literaturredakteurin bei Radio Bremen. Schon ihr erster Lyrikband, »Herz über Kopf« (1981), war ein großer Leser- und Kritikererfolg. Ihr lyrisches Werk wurde u. a. mit dem Leonce-und-Lena-Preis und dem Friedrich-Hölderlin-Preis ausgezeichnet. Für ihren Roman »Das verborgene Wort« (2001) erhielt sie den ersten Deutschen Bücherpreis. 2009 folgte der Bestseller »Aufbruch«, der zweite Teil des Epos, und auch Teil drei, »Spiel der Zeit« (2014), begeisterte Kritiker wie Leser. »Wir werden erwartet« (2017) bildet den Abschluss ihres autobiografischen Romanzyklus um das Arbeiterkind Hilla Palm. Zuletzt erschien 2021 ihr Gedichtband »stille trommeln« mit Gedichten aus 20 Jahren.
Rezensionen

buecher-magazin.de - Rezension
buecher-magazin.de

Noch einmal ergreift Hilla Palm das Wort, "Arbeiterkind aus Dondorf am Rhein, katholisch getauft und erzogen". Doch jetzt, im vierten Band des Romanepos, hat sich die Glaubensbereitschaft der Romanheldin verlagert. Nach dem Unfalltod des geliebten Hugos, mit großer erzählerischer Meisterschaft dargestellt, fällt es Hilla schwer, an das Gute zu glauben, das bisher "Derdaoben" repräsentierte. Heil und Rettung für sich und die Welt glaubt Hilla, die nunmehr in Hamburg studiert und in einer Wohngemeinschaft lebt, in den Versprechungen sozialistischer Ideen zu erkennen. Sie tritt in die DKP ein, kämpft für Sandkisten und gegen Mietwucher und fühlt sich ganz auf der richtigen Seite - bis die Zweifel beginnen, die Ungereimtheiten nicht mehr zu leugnen sind. Nicht zuletzt eine Reise zu den wahren Genossen in der DDR und die Beobachtungen dort bringen Enttäuschung und Ernüchterung. Um die Frage sich selbst beantworten zu können, weshalb sie, Ulla Hahn, sich auf diesen Irrpfad begeben konnte, hat sie dieses Mammutprojekt begonnen. "Allerdings", so äußerte sie kürzlich, "hätte ich gewusst, dass es 20 Jahre in Anspruch nehmen würde, hätte ich die Finger davon gelassen." In diesem Fall: ein Segen für die Leser, dass nicht alles vorhersehbar ist. So entstand ein höchst anschauliches Panorama jener Jahre.

© BÜCHERmagazin, Jeanette Stickler

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 30.08.2017

Zum letzten Mal geht es los - aber wie!

Ulla Hahn beschließt mit "Wir werden erwartet" ihren autobiographischen Romanzyklus um die junge Rheinländerin Hilla Palm. Die bricht auf in eine neue Welt, während ihre alte zerfällt.

Jetzt hat Ulla Hahn das Schreibtempo noch einmal forciert. Dauerte es nach "Das verborgene Wort", dem 2001 erschienenen Roman, der die zuvor vor allem als Lyrikerin berühmte Schriftstellerin auch zur Erfolgsprosaistin machte, immerhin acht Jahre, ehe der Nachfolgeband "Aufbruch" fertig war, verging dann nur noch ein halbes Jahrzehnt bis zur nächsten Fortsetzung, "Spiel der Zeit", und nun wird nach lediglich drei weiteren Jahren die insgesamt mehr als 2400 Seiten umfassende Tetralogie schon fertiggeschmiedet, und das auch noch mit dem umfangreichsten Teil. Dieser Abschlussband trägt den Titel "Wir werden erwartet" - als setzte er unmittelbar jenen Satz fort, mit dem 2001 alles anhob und der seitdem immer zu Beginn und Ende der anderen Bücher als Cantus firmus wiederaufgenommen wurde: "Lommer jonn" - los geht's.

Das ist jenes Platt, das die junge Ulla Hahn in Monheim, einer rechtsrheinischen Kleinstadt zwischen Köln und Düsseldorf, kennen und sprechen gelernt hatte, und das sie in den letzten anderthalb Jahrzehnten einem nach Hunderttausenden zählenden Lesepublikum nahebrachte - so nahe, dass in "Wir werden erwartet" erstmals kein einziger Ausdruck oder Satz mehr in hochdeutsche Fußnoten übersetzt werden muss. Es ist aber auch der Band, in dem sich Hilla Palm - die nicht nur in Silbenzahl und Namensklang an Ulla Hahn erinnernde Protagonistin des "Lommer jonn"-Zyklus, wie man das nun vollendete Projekt nennen könnte - von ihrer rheinischen Herkunft emanzipiert und zur Promotion nach Hamburg aufbricht, wo ihre streng katholische Erziehung eine gravierende Umprägung erfährt: zur Kommunistin. "Ich brachte alles mit, was man für eine Religion braucht. Bindungswille, Ergebenheit. Den bereitwilligen Blick, die Wirklichkeit zu formen nach einer höheren Wahrheit. Der Wahrheit der Kirche. Der Wahrheit der Partei. Mich in den Dienst der Großen Sache stellen, den Eigen-Sinn aufgeben - Dat Kenk hätt ne eijene Kopp -, sich der Partei anvertrauen wie vormals dem lieben Gott." Damit war Hilla Palm in jener bundesdeutschen Zeit, um die es hier geht, den späten sechziger bis zu den mittleren siebziger Jahren, nicht allein.

Ulla Hahn erlebte es damals genauso, als sie selbst aus Köln nach Hamburg ging. Doch da es sich bei "Wir werden erwartet" um einen veritablen Roman handelt und nicht um Knausgardsches Kokettieren mit Wirklichkeit, ist hier kräftig verfremdet worden. Nicht nur Personen- und Ortsnamen (aus Monheim ist Dondorf geworden) sind anders als in Wirklichkeit, sondern auch die Konstellationen der Handlung. Man nehme nur etwa einen (realen) Hamburger Parteigenossen, mit dem, wie man aus dessen Autobiographie weiß, Ulla Hahn seinerzeit liiert war und das dortige "Traumpaar der DKP" bildete. Er kommt in "Wir werden erwartet" gar nicht vor; einzelne Aspekte des Parteilebens, an denen er beteiligt war, werden im Buch einer weiblichen Figur zugeordnet. Ulla Hahn löst sich also konsequent von der Wirklichkeit - ihr gutes Recht, ja ihre Pflicht in einem als Roman ausgewiesenen Text.

Andererseits entstammen die Gedichte aus der Feder Hilla Palms allesamt der veröffentlichten Poesie von Ulla Hahn. Dieses Wechselspiel von Ver- und Entbergen des autobiographischen Anteils macht gerade den Reiz der Lektüre aus - bis hin zum intertextuellen Spiel, das Ulla Hahn im dritten Teil, "Spiel der Zeit", begonnen hatte, als sie den Reiz des Schreibens für sich selbst als Autorin dezidiert so beschrieb: "Erfahrungen und Erfindungen so miteinander zu verschmelzen, dass jenseits von Erfahrung und Erfindung ein Drittes entsteht: die Erzählung, der Text." Dann führte sie das tatsächliche wieder ins erzählende Ich über. Und nun im vierten Teil wird auch die briefliche Mahnung explizit gemacht, die Hilla Palm schon viel früher als Schülerin von ihrem Biologielehrer bekommen hat, der die Arbeitertochter zum Schreiben ermutigte: "Du kannst Dich Dir selbst erzählen. Du bist Deine Geschichte. Lass nicht zu, dass andere Deine Geschichte schreiben."

So erwächst die inhaltliche Rechtfertigung des autobiographisch grundierten Romanzyklus aus sich selbst, ein Verfahren, das in der literarischen Moderne seit Proust nicht mehr neu ist, aber hier mit großer Lust noch einmal beherzigt wird: "Hörst du, Hilla, mein Kind? Ich weiß, du schreibst. Nein, nicht deine Doktorarbeit. Die auch. Schreib von dir, schreib von mir, ja, auch von mir wirst du schreiben, als wär's ein Stück von dir. Hörst du, Hilla, mein Kind?" Die wiederholte Anrede gibt nicht nur die unauflösbare Verquickung von Autorin und Protagonistin preis, sondern auch die Anregung zur Form der Tetralogie: In Wagners "Götterdämmerung", dem vierten und letzten Teil des "Rings des Nibelungen", ist es Alberich, der mehrfach anhebt: "Schläfst du, Hagen, mein Sohn?"

Aber keine Sorge, das ist kein Buch, das nur über die Form oder Referenzen lebte. Das, was erzählt wird, dürfte auch an solchen Fragen weniger Interessierte mühelos bei der Stange halten, denn zunächst setzt Ulla Hahn die im dritten Band begonnene Liebesgeschichte von Hilla Palm und Hugo Breidenbach fort, die erste, die rettende große Liebe nach der zuvor alles dominierenden Vergewaltigung, von der in "Aufbruch" erzählt wurde. Mit Hugo wird nicht nur der Glaube wieder glaubhaft, mit Hugo geht es zum ersten Mal aus der rheinischen Enge ins Weite hinaus, nach Rom, mit Hugo scheint alles zu gelingen. Doch der Zeit mit Hugo ist ein Ende gesetzt, und das enthüllt Ulla Hahn schon auf der ersten Seite des neuen Romans: "Die Zeit drängt. Drängt mich hinein in das Ende dieser Geschichte, ein Ende, vor dessen Anfang ich zurückschrecke wie der Arzt vor dem Schnitt. Ohne Betäubung." Es ist eine Rhetorik der Dringlichkeit, die dieses erste Buch im vierten Band - auch das ein Novum bei Ulla Hahn: die Unterteilung eines einzelnen Buchs in mehrere Teile - vorantreibt und dann nach dem Bruch, im zweiten Großkapitel, dem Hamburg-Strang, wieder zurückgenommen wird, als der unstillbare Schmerz die Protagonistin in die Partei führt, wo eine neue Gemeinschaftlichkeit zu winken scheint. Diese Illusion wird auf einer organisierten Reise mehrerer Hamburger DKP-Mitglieder in die DDR zerstört; dort wird Hilla Palm Zeugin eines Systems, das seine eigenen Werte verrät und die Kunst (der sie sich als Schriftstellerin längst intensiver verschrieben hat als der Politik) zur bloßen doktrinären Dienstleisterin degradieren will. Genossen erweisen sich als Spitzel, Freunde als Fanatiker. Hilla Palm wird nur durch die Treue zu den eigenen Idealen lange in der Partei gehalten, doch die Entscheidung für oder gegen sie ist unausweichlich.

Hier schreibt Ulla Hahn ein großes Stück westdeutscher Ideologiegeschichte im kleinen Rahmen der Hamburger kommunistischen Zirkel mit all deren Rivalitäten. Aber auch mit ihren Heroen: Überlebenden der NS-Zeit, Überzeugte auch über die Jahre des KPD-Verbots hinweg. Die junge Hilla Palm erfährt all das durch Geschichten, und wie diese Erzählungen mit der eigenen verschränkt werden, ist ein Meisterstück. Die "Lommer jonn"-Tetralogie wird welthaltig, und gerade dadurch verliert Hilla Palm noch einmal den Boden unter den Füßen. Doch im Gegensatz zum Mädchen der beiden Auftaktbände, dessen Traumata und Träume auch hier immer wieder anklingen, hat sie nun einmal das Vertrauen zu einem anderen Menschen genossen und vertraut sich fortan selbst. Das wird bisweilen in hohem Pathos und tränenreichen Szenen beschworen, aber stets führt Ulla Hahn uns zurück in eine Beobachterhaltung, die von Hilla Palms neuem Reflexionsniveau profitiert. Und wenn dann das dritte Buch in "Wir werden erwartet" nur sechs Seiten umfasst, aber "Das Fest" heißt, dann löst sich dieser Titel in einer wunderbaren Coda ein, die dieses Romans und seiner drei Vorgänger würdig ist. Daran, dass es mit Hilla Palm nicht mehr weitergehen wird, besteht danach kein Zweifel. Von da an ist sie Ulla Hahn.

ANDREAS PLATTHAUS

Ulla Hahn: "Wir werden erwartet". Roman.

DVA, München 2017. 634 S., geb., 28,- [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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»Wie diese Erzählungen mit der eigenen verschränkt werden, ist ein ein Meisterstück. Die 'Lommer jonn'-Tetralogie wird welthaltig.« FAZ Frankfurter Allgemeine Zeitung, Andreas Platthaus