Clowns und Kinder - eine ideale Kombination, etwas fürs Herz. Clowns und kranke Kinder - das berührt uns noch mehr. Doch jenseits spontaner Zustimmung bleiben Fragen: Was genau bewirken Klinik-Clowns bei den Kindern? Unterstützen sie die Kinder beim Gesundwerden? Haben sie einen Effekt auf die ganze Station, also auch auf Ärzte und Pflegekräfte? Und: Was geht in den Menschen vor, die als Clowns diese Arbeit machen? In diesem Buch führt Ulrich Fey Erkenntnisse aus vielen Forschungszweigen mit seinem Erfahrungswissen aus knapp zwei Jahrzehnten als Klinikclown zusammen. Er versucht ein differenziertes Bild von dieser Arbeit zu geben und stellt dazu die in den Mittelpunkt, die bei den vielen verdeckten Ängsten der Beteiligten und all dem Kostendruck aus dem Blick geraten sind: die kranken Kinder.
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 05.09.2018Mit Humor gegen die Krankheit
Clowndoktor Ulrich Fey verknüpft in einem Buch eigene Erfahrungen mit wissenschaftlichen Studien
"Er ist kein Kind mehr, verhält sich aber sehr kindlich", deshalb sei er der Seelenverwandte der Kinder: So beschreibt Ulrich Fey die Rolle des Clowns. Der Einundsechzigjährige spielt sie seit vielen Jahren: Als hauptberuflicher Klinik-Clown besucht er kranke Kinder in Krankenhäusern des Rhein-Main-Gebiets. Jetzt hat er ein Buch über seine Arbeit geschrieben. Nach einer Vollzeit-Ausbildung zum staatlich anerkannten Clown an der Schule für Theater, Tanz und Komik in Hannover ist er seit 1999 im Verein der Clowndoktoren. Regelmäßige Visiten der Spaßmacher gibt es in zwölf Kinderkliniken und einem Kinderhospiz in der Region, zudem besuchen sie in acht Altenheimen Senioren.
"Bei den Clowns durfte ich wirklich das Kind sein, das ich eigentlich war", wird die 23 Jahre alte Alina im Buch zitiert, die heute Medizin studiert. Als sie mit vier, sieben und elf Jahren an akuter lymphatischer Leukämie erkrankt war, haben die Clowndoktoren sie in ihrem Krankenzimmer besucht. "Schön war, dass für kurze Zeit die Krankheit nicht im Fokus stand, dass da auf einmal Erwachsene kamen und nicht diesen mitleidigen Blick hatten, den alle Erwachsenen hatten, wenn sie mich besuchten."
Einer der Clowns, der sie regelmäßig besucht hat, war Fey. Bevor er ins komische Fach wechselte, hatte er als Lehrer in Sport und Geschichte und danach als Sportredakteur dieser Zeitung gearbeitet. Die Ausbildung zum Clown dauerte eineinhalb Jahre. "Als Clown muss man viel improvisieren", sagt Fey. Ganz frei entfalten können sich die Künstler dabei aber nicht: "Clowns haben innere und äußere Grenzen", erklärt der Friedberger. Seine Rolle sei oft mit der eigenen Person verbunden. Obwohl ihm die Maskierung Schutz vor zu viel Nähe zu einem Kind biete, werde er manchmal von seiner persönlichen Betroffenheit überrascht. Kinder in solch einer schwierigen Situation zu sehen ist trotz seiner Erfahrung nicht leicht für ihn. Auch freuen sich über die Besuche der Klinik-Clowns nicht alle Kinder. Das Alter spiele eine große Rolle, sagt Fey. Manche sind genervt von den unangekündigten Besuchern oder finden Clowns doof, weil sie unberechenbar sind. Es gibt sogar Menschen mit Coulrophobie, also Angst vor den geschminkten Clowns. "Deshalb müssen wir von der ersten Sekunde an Harmlosigkeit signalisieren", sagt Fey. Vor allem eine Altersklasse ist eine große Herausforderung: "Pubertierende sind ein heikles Publikum, besonders für Clowns", schreibt Fey in seinem Buch. Eine weitere Schwierigkeit sind Tablet, Smartphone und Laptop, denen die Kinder immer mehr Aufmerksamkeit schenken.
Positive Resonanz auf sein erstes Buch "Clowns für Menschen mit Demenz" hat Fey dazu gebracht, ein weiteres zu schreiben. In seinem jetzt erschienenen Buch "Wirklich komisch" verknüpft Fey seine Erfahrungen mit wissenschaftlichen Studien und zeigt, wie Humor auf kranke Kinder wirkt. Das Buch wird illustriert mit Fotos von Wonge Bergmann, der auch für diese Zeitung tätig ist, und Zeichnungen von Dietmar Bertram, der selbst Clowndoktor ist. Fey beschreibt viele Situationen, die er mit Kindern, Eltern, Ärzten und Pflegern bei seiner Arbeit als Klinik-Clown erlebt hat. Die Szenen zeigen: Wenn Kinder es zulassen, können Clowns ihnen den schwierigen Klinikaufenthalt erleichtern und bei der Genesung helfen.
Wie bei einem fünfjährigen Mädchen, das ein schweres Schädel-Hirn-Trauma erlitten hatte. Ohne jede Reaktion lag es wochenlang in der Klinik. Einer der beiden Clowns spielte auf seiner Mundharmonika, der andere streichelte die Hand des Mädchens. Plötzlich bewegte das Mädchen zwei Finger und öffnete das linke Auge ein wenig.
wien.
Ulrich Fey: "Wirklich komisch", Mabuse-Verlag, Frankfurt 2018, 240 Seiten, ISBN 978-3-86321-387-9, 19,95 Euro
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Clowndoktor Ulrich Fey verknüpft in einem Buch eigene Erfahrungen mit wissenschaftlichen Studien
"Er ist kein Kind mehr, verhält sich aber sehr kindlich", deshalb sei er der Seelenverwandte der Kinder: So beschreibt Ulrich Fey die Rolle des Clowns. Der Einundsechzigjährige spielt sie seit vielen Jahren: Als hauptberuflicher Klinik-Clown besucht er kranke Kinder in Krankenhäusern des Rhein-Main-Gebiets. Jetzt hat er ein Buch über seine Arbeit geschrieben. Nach einer Vollzeit-Ausbildung zum staatlich anerkannten Clown an der Schule für Theater, Tanz und Komik in Hannover ist er seit 1999 im Verein der Clowndoktoren. Regelmäßige Visiten der Spaßmacher gibt es in zwölf Kinderkliniken und einem Kinderhospiz in der Region, zudem besuchen sie in acht Altenheimen Senioren.
"Bei den Clowns durfte ich wirklich das Kind sein, das ich eigentlich war", wird die 23 Jahre alte Alina im Buch zitiert, die heute Medizin studiert. Als sie mit vier, sieben und elf Jahren an akuter lymphatischer Leukämie erkrankt war, haben die Clowndoktoren sie in ihrem Krankenzimmer besucht. "Schön war, dass für kurze Zeit die Krankheit nicht im Fokus stand, dass da auf einmal Erwachsene kamen und nicht diesen mitleidigen Blick hatten, den alle Erwachsenen hatten, wenn sie mich besuchten."
Einer der Clowns, der sie regelmäßig besucht hat, war Fey. Bevor er ins komische Fach wechselte, hatte er als Lehrer in Sport und Geschichte und danach als Sportredakteur dieser Zeitung gearbeitet. Die Ausbildung zum Clown dauerte eineinhalb Jahre. "Als Clown muss man viel improvisieren", sagt Fey. Ganz frei entfalten können sich die Künstler dabei aber nicht: "Clowns haben innere und äußere Grenzen", erklärt der Friedberger. Seine Rolle sei oft mit der eigenen Person verbunden. Obwohl ihm die Maskierung Schutz vor zu viel Nähe zu einem Kind biete, werde er manchmal von seiner persönlichen Betroffenheit überrascht. Kinder in solch einer schwierigen Situation zu sehen ist trotz seiner Erfahrung nicht leicht für ihn. Auch freuen sich über die Besuche der Klinik-Clowns nicht alle Kinder. Das Alter spiele eine große Rolle, sagt Fey. Manche sind genervt von den unangekündigten Besuchern oder finden Clowns doof, weil sie unberechenbar sind. Es gibt sogar Menschen mit Coulrophobie, also Angst vor den geschminkten Clowns. "Deshalb müssen wir von der ersten Sekunde an Harmlosigkeit signalisieren", sagt Fey. Vor allem eine Altersklasse ist eine große Herausforderung: "Pubertierende sind ein heikles Publikum, besonders für Clowns", schreibt Fey in seinem Buch. Eine weitere Schwierigkeit sind Tablet, Smartphone und Laptop, denen die Kinder immer mehr Aufmerksamkeit schenken.
Positive Resonanz auf sein erstes Buch "Clowns für Menschen mit Demenz" hat Fey dazu gebracht, ein weiteres zu schreiben. In seinem jetzt erschienenen Buch "Wirklich komisch" verknüpft Fey seine Erfahrungen mit wissenschaftlichen Studien und zeigt, wie Humor auf kranke Kinder wirkt. Das Buch wird illustriert mit Fotos von Wonge Bergmann, der auch für diese Zeitung tätig ist, und Zeichnungen von Dietmar Bertram, der selbst Clowndoktor ist. Fey beschreibt viele Situationen, die er mit Kindern, Eltern, Ärzten und Pflegern bei seiner Arbeit als Klinik-Clown erlebt hat. Die Szenen zeigen: Wenn Kinder es zulassen, können Clowns ihnen den schwierigen Klinikaufenthalt erleichtern und bei der Genesung helfen.
Wie bei einem fünfjährigen Mädchen, das ein schweres Schädel-Hirn-Trauma erlitten hatte. Ohne jede Reaktion lag es wochenlang in der Klinik. Einer der beiden Clowns spielte auf seiner Mundharmonika, der andere streichelte die Hand des Mädchens. Plötzlich bewegte das Mädchen zwei Finger und öffnete das linke Auge ein wenig.
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Ulrich Fey: "Wirklich komisch", Mabuse-Verlag, Frankfurt 2018, 240 Seiten, ISBN 978-3-86321-387-9, 19,95 Euro
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