Magisterarbeit aus dem Jahr 2006 im Fachbereich Germanistik - Neuere Deutsche Literatur, Note: 1,3, Universität Duisburg-Essen, Sprache: Deutsch, Abstract: Ein Wissenschaftler deckt die skrupellosen Machenschaften anonymer Fabrik¬manager auf, durch die, trotz eines spektakulären Gerichtsprozesses, ein kleiner Familienbetrieb samt Familie untergeht. So, oder so ähnlich könnte der Klappen¬text von Wilhelm Raabes Roman Pfisters Mühle lauten, wäre diese Geschichte über Industrie, Fortschritt und wirtschaftliche Entwicklung heute und von einem Romanautor des 21. Jahrhunderts geschrieben. Doch stammt der Roman aus dem Jahre 1884 und Wilhelm Raabe ist ein Dichter des poetischen Realismus. Raabe thematisiert durchaus Dinge, die in unserer Wahrnehmung der Wirklichkeit auch heute noch eine Rolle spielen. So besteht der Kern der Handlung des vorlie¬genden Romans darin, dass ein alter Müller seine Mühle verliert, weil eine Zuckerfabrik mit ihren Abwässern seinen Mühlbach verschmutzt und ihn so in den wirtschaftlichen Ruin treibt. Raabe ist an dieser Stelle ein Zeitzeuge seines Jahrhunderts. Die für uns heute historischen Entwicklungen - politisch und gesellschaftlich sowie technisch und wirtschaftlich - verfolgt er mit großem Interesse und macht sie zum Gegenstand seiner Erzählungen. Als Realist, der, wie seine zeitgenössischen Schriftstellerkollegen fordern, eine objektive und vorbehaltslose Widerspiegelung der Wirklichkeit anstrebt, wird er zum "Geschichtsschreiber der jüngsten Vergangenheit".
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