Maria Antas' Reise in die Welt des Putzens beginnt in der Kindheit. Als mit Eimer und Schrubber hantiert wurde, die Mutter den Boden noch auf Knien scheuerte, der Teppichklopfer aus Weidenholz zum Einsatz kam. Die Teppichstange Kindern als Turngeräte diente. Nach dem Wochenputz am Freitag am Sonntag noch einmal "aufgefrischt" wurde (meistens vom Vater), weil es ganz normal war, dass unangemeldet Gäste hereinschneiten.
Zu Hause roch es frisch, alles glänzte, die Bettwäsche knisterte. Alles hatte seine Ordnung. Und Putzen war eine Tugend.
Heute heißt Ordnung Feng Shui und das Putzen delegiert man am liebsten an andere. Nicht so Maria Antas. Es ist eine Freude, zu sehen, wie sie aus dem Putzen wieder eine Tugend macht. Wie sie zu traditionellen Methoden zurückkehrt und trotzdem ein Loblied auf die Mikrofaser singt. Wie sie sich über die neuen bunten Flaschen der Putzmittel freuen kann. Wie sie ihrer Leidenschaft fürs Mangeln frönt. Und sich schließlich doch zerknirscht eingestehen muss, dass sie auf die nächste Folge von "Downton Abbey" verzichten will, weil ihr nicht gefällt, wie dort das weibliche Putz- und Küchenpersonal vorgeführt wird.
Maria Antas Geschichten rund ums Putzen, von Kat Menschik hinreißend farbig illustriert, präsentieren nicht nur eine beschwingte Anleitung zum Putzen, sondern auch eine heitere, aber ernst zu nehmende Kulturgeschichte des Putzens. Sie zeigt, wie sich unser Alltag, und damit unser Putzverhalten, verändert hat. Ihre Geschichten wecken selbst bei der mordernsten Leserin den Wunsch, sich auf der Stelle eine Mangel anzuschaffen und sich in selbstbestickte Bettwäsche zu legen.
Zu Hause roch es frisch, alles glänzte, die Bettwäsche knisterte. Alles hatte seine Ordnung. Und Putzen war eine Tugend.
Heute heißt Ordnung Feng Shui und das Putzen delegiert man am liebsten an andere. Nicht so Maria Antas. Es ist eine Freude, zu sehen, wie sie aus dem Putzen wieder eine Tugend macht. Wie sie zu traditionellen Methoden zurückkehrt und trotzdem ein Loblied auf die Mikrofaser singt. Wie sie sich über die neuen bunten Flaschen der Putzmittel freuen kann. Wie sie ihrer Leidenschaft fürs Mangeln frönt. Und sich schließlich doch zerknirscht eingestehen muss, dass sie auf die nächste Folge von "Downton Abbey" verzichten will, weil ihr nicht gefällt, wie dort das weibliche Putz- und Küchenpersonal vorgeführt wird.
Maria Antas Geschichten rund ums Putzen, von Kat Menschik hinreißend farbig illustriert, präsentieren nicht nur eine beschwingte Anleitung zum Putzen, sondern auch eine heitere, aber ernst zu nehmende Kulturgeschichte des Putzens. Sie zeigt, wie sich unser Alltag, und damit unser Putzverhalten, verändert hat. Ihre Geschichten wecken selbst bei der mordernsten Leserin den Wunsch, sich auf der Stelle eine Mangel anzuschaffen und sich in selbstbestickte Bettwäsche zu legen.
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 24.06.2015Putzen hilft dem Denken auf die Sprünge
Was tun wir, wenn wir mit dem Spülschwamm die Arbeitsplatte der Küche in konzentrischen Kreisen abwischen oder wenn wir mit dem Staubsauger Muster in den Teppich zaubern? Wir gehen keineswegs einer langweiligen oder sinnlosen Betätigung nach, sondern einer kreativen: Denn Putzen ergänzt unsere Arbeitstage, die wir vor Bildschirmen zubringen, indem es der Hand wieder zu ihrem Recht verhilft und so dem Hirn Gelegenheit zum Abschalten verschafft. Die finnische Kulturmanagerin Maria Antas, Jahrgang 1964, geht dem Thema in einem sehr persönlich gehaltenen Tagebuch nach, das der Materialkunde (gehäkelte Spüllappen!) ebenso nachgeht, wie es Erkenntnissen der Soziologie, Kulturanthropologie und Hirnforschung nachspürt. Die Abstecher in die finnische Sozialgeschichte sind für deutsche Leser wenig aufschlussreich, eher schon die Frage, wer zu Hause putzt und welchen Sprengstoff diese Frage innerfamiliär birgt. Am sechsundzwanzigsten und letzten Tag ihrer Erkundung die stolze Bilanz: "Ich habe eine neues Putzwerkzeug entdeckt: eine Bürste, mit der man die Fugen zwischen den Kacheln reinigen kann." Die Illustrationen der vielfach bewährten Kat Menschik verführen dazu, "Wisch und weg" als Geschenkbuch einzusetzen - wenn man nicht Gefahr liefe, vom Gastgeber als winkender Zaunpfahl missverstanden zu werden.
hhm.
Maria Antas: "Wisch und weg". Ein Buch über das Putzen. Aus dem Finnlandschwedischen von Ursel Allenstein. Insel Verlag, Berlin 2015. 172 S., br., 18,- [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Was tun wir, wenn wir mit dem Spülschwamm die Arbeitsplatte der Küche in konzentrischen Kreisen abwischen oder wenn wir mit dem Staubsauger Muster in den Teppich zaubern? Wir gehen keineswegs einer langweiligen oder sinnlosen Betätigung nach, sondern einer kreativen: Denn Putzen ergänzt unsere Arbeitstage, die wir vor Bildschirmen zubringen, indem es der Hand wieder zu ihrem Recht verhilft und so dem Hirn Gelegenheit zum Abschalten verschafft. Die finnische Kulturmanagerin Maria Antas, Jahrgang 1964, geht dem Thema in einem sehr persönlich gehaltenen Tagebuch nach, das der Materialkunde (gehäkelte Spüllappen!) ebenso nachgeht, wie es Erkenntnissen der Soziologie, Kulturanthropologie und Hirnforschung nachspürt. Die Abstecher in die finnische Sozialgeschichte sind für deutsche Leser wenig aufschlussreich, eher schon die Frage, wer zu Hause putzt und welchen Sprengstoff diese Frage innerfamiliär birgt. Am sechsundzwanzigsten und letzten Tag ihrer Erkundung die stolze Bilanz: "Ich habe eine neues Putzwerkzeug entdeckt: eine Bürste, mit der man die Fugen zwischen den Kacheln reinigen kann." Die Illustrationen der vielfach bewährten Kat Menschik verführen dazu, "Wisch und weg" als Geschenkbuch einzusetzen - wenn man nicht Gefahr liefe, vom Gastgeber als winkender Zaunpfahl missverstanden zu werden.
hhm.
Maria Antas: "Wisch und weg". Ein Buch über das Putzen. Aus dem Finnlandschwedischen von Ursel Allenstein. Insel Verlag, Berlin 2015. 172 S., br., 18,- [Euro].
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»Maria Antas hat ein Buch mit reinigenden Kräften geschrieben, das mit verstaubten Konventionen und verführerischen Konsumversprechungen aufräumt.«
Tina Schraml, BÜCHERmagazin 3/2015
Tina Schraml, BÜCHERmagazin 3/2015