Ein Anthropologe im Conseil d'État? So etwas sieht man nicht alle Tage. Dieses Buch nimmt Bruno Latours Ethnographie des französischen Staatsrats genauer unter die Lupe. Kann zu einer Erkenntnis des Rechts gelangen, wer die Arbeit eines Gerichts untersucht? Mehrere Monate lang hat Bruno Latour Feldforschung in den Räumen des französischen Staatsrats betrieben und seine Beobachtungen schließlich in Die Rechtsfabrik festgehalten. Dabei richtet der Autor seine Aufmerksamkeit besonders auf die Medienpraktiken bei Gericht, vor allem auf den Umgang mit Akten, Dokumenten und Dossiers. Der Prozess der rechtlichen Entscheidungsfindung wird so von seiner bürokratischen Infrastruktur her betrachtet. Diese einzigartige Herangehensweise gibt Anlass zu einer Auseinandersetzung mit ihren Ergebnissen. Aus soziologischer, juristischer wie sozialanthropologischer, literatur- wie medienwissenschaftlicher Sicht wird Latours Ethnographie der Rechtsarbeit im Zusammenhang seines großen Projekts eines Vergleichs von "Existenzweisen" in diesem Band kontrovers diskutiert: Was ist von einem entschieden nicht-kritischen Ansatz zu halten, der seinen Gegenstand kontextfrei beschreibt und dabei aus methodischen Gründen an der Oberfläche des Rechts verbleibt? Wie sind Empirie und Philosophie hier miteinander verknüpft? Lässt sich eine Herangehensweise recht fertigen, die den Stand der Rechtswissenschaft ignoriert? Über diese Fragen hinaus wird Latours Verfahren eines kontrastiven Vergleichens problematisiert, das auf die Klarstellung von Besonderheiten unterschiedlicher Aussageordnungen und Weisen der Existenz abhebt. Das Buch ist mehr als nur ein Materialienband zur Studie Latours: Es ergänzt die
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