Studienarbeit aus dem Jahr 2008 im Fachbereich Germanistik - Komparatistik, Vergleichende Literaturwissenschaft, Note: 2,0, Johannes Gutenberg-Universität Mainz (Institut für Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft), Sprache: Deutsch, Abstract: Nicht nur Paul Michael Lützeler hat die Argumentation, Deutschland habe „so gut wie keinen Anteil an der europäischen Kolonialgeschichte gehabt, weswegen es auch keine postkolonialen Bürden gebe“, widerlegt. In diesem Sinne gilt, dass auch deutsche Schriftsteller insbesondere der postmodernen Ära aus einem Interesse an der Reflexion der Fremddarstellung „die diskursive Praktiken im Umfeld des kolonialen Erbes darstellen und am postkolonialen Diskurs partizipieren.“ Ausgehend davon, dass Daniel Kehlmanns fiktive Doppelbiografie Die Vermessung der Welt in den Passagen, die das Leben Alexander von Humboldts thematisieren, Kulturbegegnungen zwischen den westlichen Forschungsreisenden und den Indigenen schildert, kann der Roman durchaus im Zuge der Postkolonialismus-Debatte gelesen werden. Mario Vargas Llosa hat mit seinem Roman El hablador ein Werk vorgelegt, dass „als eine der gelungensten Manifestationen“ des postkolonialen Blicks bezeichnet wurde, wenngleich es einer völlig anderen Konstellation entspringt, als die Romane westlicher Autoren. In der vorliegenden Arbeit soll eine vergleichende postkoloniale Lektüre der Romane Kehlmanns und Vargas Llosas erprobt werden. Es wird zu zeigen sein, dass beide Texte trotz großer Unterschiede ihrer Kontexte und Perspektiven in maßgeblichen Elementen des (post-)kolonialen Diskurses verglichen werden können und sogar merklich aufeinander Bezug nehmen.