Sie ist dreißig Jahre alt und heißt Kiều, so wie das Mädchen im berühmtesten Werk der vietnamesischen Literatur. Doch sie nennt sich lieber Kim, weil das einfacher ist für ihre Freunde in Berlin. 1968 waren ihre Eltern aus Vietnam nach Deutschland gekommen. Für das, was sie zurückgelassen haben, hat sich die Journalistin nie interessiert. Im Gegenteil: Oft hat sie sich eine Familie gewünscht, die nicht erst deutsch werden muss, sondern es einfach schon ist. Bis zu jener Facebook-Nachricht. Sie stammt von ihrem Onkel, der seit seiner Flucht in Kalifornien lebt. Die ganze Familie soll sich zur Testamentseröffnung von Kiềus Großmutter treffen. Es wird eine Reise voller Offenbarungen – über ihre Familie und über sie selbst.
Perlentaucher-Notiz zur Dlf Kultur-Rezension
Rezensentin Anne Kohlick nennt diesen Debütroman der Zeit-Journalistin Khue Pham in einem Atemzug mit Sasa Stanisic, Sharon Dodua Otoo oder Shida Bazyar. Die als Tochter von Vietnamesen in Berlin in den Neunzigern aufgewachsene Autorin erzählt der Kritikerin hier ihre persönliche Geschichte, wenn auch fiktionalisiert. Kohlick liest, wie Phams Ich-Erzählerin versucht, in Deutschland dazuzugehören und sich für ihre Eltern, aber auch ihre Verwandten in Little Saigon schämt. Gebannt folgt die Rezensentin aber auch dem Vater der Erzählerin, der Vietnam Ende der sechziger Jahre verließ, um in Westberlin Medizin zu studieren, sowie dessen Bruder, der erst Ende der siebziger Jahre vor dem Vietcong nach Amerika floh. Dass der Roman sprachlich nicht herausragt, verzeiht Kohlick diesem so intelligenten wie fesselnden Buch über Traumata und Identitätsfindung gern.
© Perlentaucher Medien GmbH
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»Ein bahnbrechendes Werk der deutschen Literatur. Elegant und dicht erzählt Khuê Ph_ms Roman die beeindruckende Geschichte einer vietnamesischen Familie. Ihre Beobachtungen sind präzise, ihre Sätze scharf und klar wie Kristall. Ph_ms Blick entgeht nichts, und alles wird zugleich gerettet und verloren. Eine mutige und große Leistung von einer neuen, starken Stimme.« Ocean Vuong