Eine "unstillbare Sehnsucht, die Herz und Seele wie eine Magnetnagel auf die hohen Breitengrade ausrichtet", treibt Heide und Erich Wilts immer wieder in die Polargebiete. Zuerst in die Antarktis und nun über den 80. Breitengrad hinaus nach Norden. Mit ihrer 15-m-Stahlyacht FREYDIS und wechselnden Crews wird es eine Extremreise, die ihresgleichen sucht. Von Neufundland geht es mit Rauschefahrt über die Labradorsee zur größten Insel der Erde - Grönland-, wo Berge segeln und in den Fjorden der jahrtausendealte Atem der Gletscher weht. Dann lockt die "Bergkönigin mit den Eisdiadem": Island mit seinen Vulkanen, Geysiren und Sandwüsten. Und schließlich gelingt der FREYDIS, was beispielsweise H. W. Tilmann 1968/72 viermal vergeblich versuchte und wobei er zwei Schiffe verlor: Sie dringt bis in den Scoresbysund Ostgrönlands vor, bedroht von Eis, Nebel und Sturm. Vor dem näher rückenden Packeis weichen die Segler nach Jan Mayen aus, der alten Walfängerinsel. Eine besonders harte Etappe wird die Überquerung des Nordmeeres zum kalten Ende der Welt: Spitzbergen. Trotz des extrem frühen Wintereinbruchs stoßen FREYDIS und ihr Begleitschiff LAGA dort bis 80 Grad Nord ans Packeis vor. Doch die Schiffe vereisen, auf seinem Tanzboden, der Barentssee, ist der Teufel los ... So bleibt nur die Rückkehr nach Tromsö und ein "da capo" im nächsten Jahr. Und dieser zweite Vorstoß wird zum Höhepunkt des Besuches: Im Schein der Mitternachtssonne gelingt den Wilts die Umrundung Spitzbergens durch die gefährliche Hinlopenstraße. In der undramatischen, fast lakonischen Sprache der echten Abenteuer erzählt Heide Wilts vom Segeln in einer Natur, die für Eisbär und Walross, Robbe und Sturmvogel geschaffen ist, nicht aber für den Menschen. Dennoch fordert diese sie, fasziniert von ihren Schätzen, immer wieder heraus. Deshalb wurde die Arktis zum Schauplatz vieler Tragödien für Mensch und Tier, deren Kette bei den Wikingern beginnt und bis zu den Ölsuchern unserer Tage reicht. Parallel zu den eigenen Erlebnissen verfolgt Heide Wilts die Erschließung der besuchten Gebiete bis in die Geschichte zurück und lässt die Hauptakteure dank eines einmaligen Quellenstudiums am Ort ihrer Taten wieder lebendig werden. So wollte dies nicht nur das Protokoll einer seglerischen Extremreise sein, sondern auch ein Buch, das unterhaltsam Wissen vermittelt.
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