Liebe, Freiheit und Widerstand in den Zeiten der NS-Diktatur! Emotionsgeladenes und spannendes Jugendbuch von Erfolgsautor Frank Maria Reifenberg über Freundschaft, Liebe und den Kampf um Freiheit im Köln des Zweiten Weltkrieges. Der Autor, der für dieses Projekt durch das Autorenstipendium des Landes NRW und das Stipendium der Kunststiftung NRW gefördert wurde, erzählt eine berührende Geschichte von Mut, Widerstand und Erwachsenwerden in Zeiten des Nationalsozialismus. Mut zur Freiheit statt Angst und Gleichschaltung Köln, 1942. Lene Meister ist 16 Jahre alt und Auszubildende in einem Frisörsalon, doch der Zweite Weltkrieg raubt ihr viel von dem, was sich ein Mädchen in ihrem Alter erträumt. Ihre Heimatstadt wird seit einem Jahr regelmäßig von Bombenangriffen erschüttert. Lene lässt sich aber nicht unterkriegen und versucht tapfer, die Familie zusammenzuhalten. Mit jeder neuen Todesnachricht von der Front und mit dem allmählichen Verschwinden ihrer jüdischen Freunde und Bekanntschaften beginnt sie an den Worten des Führers und insgesamt am NS-Regime zu zweifeln. In dieser Zeit zwischen Furcht, Verzweiflung und Hoffnung lernt sie Erich kennen und verliebt sich. Bald entdeckt Lene, dass Erich ein gefährliches Spiel spielt. Er gehört zu den Jugendlichen, die nicht in Reih und Glied marschieren wollen: zu den Edelweißpiraten. Diese Jugendgruppen interessieren sich nicht für die Tätigkeiten der Hitlerjugend oder des BDM. Sie tragen keine Uniformen und singen ihre eigenen Lieder. Sie beschmieren die Wände mit Anti-Nazi-Parolen und teilen regimekritische Flugblätter aus. Und das alles ist der Gestapo ein großer Dorn im Auge.
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Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 30.12.2019Razzien und Trümmer
Ein Briefroman über die Edelweißpiraten in Köln
Helden sind schwer zu fassen. Nach einer älteren Definition haben sie „durch tapfere Thaten Ruhm erlanget und sich über den gemeinen Stand derer Menschen erhoben“. Sie bleiben damit nicht als Individuen im Gedächtnis, sondern allein wegen ihrer Taten, ihrer Heldentaten eben.
Diese Begriffe sind inzwischen anrüchig, zu sehr wurden sie missbraucht. Heute spricht man lieber nüchterner von „Vorbildern“, was aber an ihrer Herausgehobenheit nichts ändert. Das gilt inzwischen sogar für Gruppen junger Leute, die in der Nazizeit und auch noch lange in der Bundesrepublik als kriminelle Herumtreiber und unmoralische Drückeberger galten. Wegen Wehrkraftzersetzung oder „Defätismus“ wurden viele „Edelweißpiraten“ in der NS-Zeit verfolgt, gefoltert, in Strafbataillone gesteckt, in Lagern und Zuchthäusern ermordet oder sogar zur Abschreckung öffentlich hingerichtet. Die jungen Leute, die aus der sogenannten Bündischen Jugend hervorgingen, widersetzten sich der autoritären nationalsozialistischen Hitlerjugend, feierten auf Wanderungen und am Lagerfeuer in kurzen Lederhosen mit frechen Liedern ihre Unabhängigkeit und opponierten mit Flugblättern und Parolen auf Hauswänden gegen den Naziterror und die Kriegsgräuel.
Das ist inzwischen bekannt, mehrere Bücher, ein Film und ein Theaterstück haben die Edelweißpiraten längst rehabilitiert. Dem Schriftsteller und Drehbuchautor Frank Maria Reifenberg ging es deshalb nicht primär darum, noch einmal die Heldentaten dieser Gruppen zu würdigen, sondern sie als ganz „normale“ junge Menschen vorzustellen, die sich verlieben, sich prügeln und auch viele Fehler machen. Er wählte dafür die inzwischen rar gewordene Form des Briefromans, um, wie er selbst sagt, den (fiktiven) Freundinnen Lene und Rosi, ihren Freunden und ihren (mit ihnen oft über Kreuz liegenden) Geschwistern „eine Stimme aus ihrem jeweiligen Alltag und ganz privaten Erleben heraus zu geben“. Er stützt sich aber dabei auf den Stand der aktuellen Forschung, vor allem des NS-Dokumentationszentrums der Stadt Köln.
1942 spielt dort die Geschichte, als die Domstadt durch Bombenangriffe dem Erdboden gleichgemacht wurde. Doch selbst in den Trümmern, trotz aller Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit, trotz Razzien und Verhaftungen gab es hier immer wieder Überlebensmut und in dem totalen Überwachungsstaat gewagte und deshalb auch selbstzerstörerische Korrespondenzen. Sie gibt der Autor einfühlsam, trotz aller Schrecknisse immer wieder auch mit Humor und ganz und gar unheroisch wider.
(ab 14 Jahre)
RALF HUSEMANN
Frank Maria Reifenberg: Wo die Freiheit wächst. Ars Edition, München 2019. 379 Seiten, 15 Euro.
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Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
Ein Briefroman über die Edelweißpiraten in Köln
Helden sind schwer zu fassen. Nach einer älteren Definition haben sie „durch tapfere Thaten Ruhm erlanget und sich über den gemeinen Stand derer Menschen erhoben“. Sie bleiben damit nicht als Individuen im Gedächtnis, sondern allein wegen ihrer Taten, ihrer Heldentaten eben.
Diese Begriffe sind inzwischen anrüchig, zu sehr wurden sie missbraucht. Heute spricht man lieber nüchterner von „Vorbildern“, was aber an ihrer Herausgehobenheit nichts ändert. Das gilt inzwischen sogar für Gruppen junger Leute, die in der Nazizeit und auch noch lange in der Bundesrepublik als kriminelle Herumtreiber und unmoralische Drückeberger galten. Wegen Wehrkraftzersetzung oder „Defätismus“ wurden viele „Edelweißpiraten“ in der NS-Zeit verfolgt, gefoltert, in Strafbataillone gesteckt, in Lagern und Zuchthäusern ermordet oder sogar zur Abschreckung öffentlich hingerichtet. Die jungen Leute, die aus der sogenannten Bündischen Jugend hervorgingen, widersetzten sich der autoritären nationalsozialistischen Hitlerjugend, feierten auf Wanderungen und am Lagerfeuer in kurzen Lederhosen mit frechen Liedern ihre Unabhängigkeit und opponierten mit Flugblättern und Parolen auf Hauswänden gegen den Naziterror und die Kriegsgräuel.
Das ist inzwischen bekannt, mehrere Bücher, ein Film und ein Theaterstück haben die Edelweißpiraten längst rehabilitiert. Dem Schriftsteller und Drehbuchautor Frank Maria Reifenberg ging es deshalb nicht primär darum, noch einmal die Heldentaten dieser Gruppen zu würdigen, sondern sie als ganz „normale“ junge Menschen vorzustellen, die sich verlieben, sich prügeln und auch viele Fehler machen. Er wählte dafür die inzwischen rar gewordene Form des Briefromans, um, wie er selbst sagt, den (fiktiven) Freundinnen Lene und Rosi, ihren Freunden und ihren (mit ihnen oft über Kreuz liegenden) Geschwistern „eine Stimme aus ihrem jeweiligen Alltag und ganz privaten Erleben heraus zu geben“. Er stützt sich aber dabei auf den Stand der aktuellen Forschung, vor allem des NS-Dokumentationszentrums der Stadt Köln.
1942 spielt dort die Geschichte, als die Domstadt durch Bombenangriffe dem Erdboden gleichgemacht wurde. Doch selbst in den Trümmern, trotz aller Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit, trotz Razzien und Verhaftungen gab es hier immer wieder Überlebensmut und in dem totalen Überwachungsstaat gewagte und deshalb auch selbstzerstörerische Korrespondenzen. Sie gibt der Autor einfühlsam, trotz aller Schrecknisse immer wieder auch mit Humor und ganz und gar unheroisch wider.
(ab 14 Jahre)
RALF HUSEMANN
Frank Maria Reifenberg: Wo die Freiheit wächst. Ars Edition, München 2019. 379 Seiten, 15 Euro.
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»Ein Buch, das die Sinnlosigkeit des Krieges zeigt und die Wichtigkeit betont, den Mut zum Widerstand nicht zu verlieren und für die Freiheit einzustehen.« Kolibri 20200901