Ein Neuanfang auf Rügen
Rügen 1945: Der Krieg ist vorbei, es kommen die Flüchtlinge aus den Ostgebieten auf die Insel. Auch Edith hat die beschwerliche Flucht hinter sich, mit dem Verlust ihrer Mutter und leider auch unterwegs getrennt von ihrer Schwester Esther. Sie muss erst einmal ankommen und
hofft auf ein Wiedersehen mit ihrer Schwester. Doch noch fühlt sie sich fremd und als Vertriebene…mehrEin Neuanfang auf Rügen
Rügen 1945: Der Krieg ist vorbei, es kommen die Flüchtlinge aus den Ostgebieten auf die Insel. Auch Edith hat die beschwerliche Flucht hinter sich, mit dem Verlust ihrer Mutter und leider auch unterwegs getrennt von ihrer Schwester Esther. Sie muss erst einmal ankommen und hofft auf ein Wiedersehen mit ihrer Schwester. Doch noch fühlt sie sich fremd und als Vertriebene wird sie nicht gern gesehen. Auf dem Hof von Almas Eltern findet Edith Arbeit und eine Unterkunft und dank einer beginnenden Freunschaft zu Alma lernt sie die Insel allmählich kennen und lieben. Doch nicht nur die Flüchtlinge haben Opfer zu beklagen, auch Alma wartet auf die Heimkehr ihres Verlobten.
Erzählerisch hat mir dieser Roman von Kathleen Freitag mit der flüssigen Schreibweise gut gefallen. Man ist schnell in der Geschichte drin und erfährt wechselseitig aus Almas und Ediths Sichtweise von ihren Ängsten, ihrem Leben und ihrer Vorgeschichte und kann sich so ein Bild ihrer Hoffnungen machen. Rügen wurde 1945 für viele Flüchtende aus dem Osten zum erklärten Ziel. Die Bewohner rückten zusammen, ließen sie bei sich wohnen, beäugten die Zugereisten aber mit einigem Argwohn. Edith kommt zwar auf einem Bauernhof unter, aber sie fühlt sich fremd, so fern ihrer Heimat und völlig allein. Ihre Mutter starb auf der Flucht und zu ihrer Schwester Esther verlor sich die Spur. Doch als sie Alma kennenlernt, freunden sie sich an und verbringen ihre freie Zeit miteinander. Bei ihren Gesprächen vermisse ich den Ausdruck ihrer Gefühlslage, ihre Emotionen kann man mehr erahnen, als dass sie zur Sprache kommen.
In diesem Roman wird die Nachkriegszeit mit all den menschlichen Schicksalen näher beleuchtet. Viele Menschen kamen ohne Hab und Gut und mussten sich ein neues Leben aufbauen. Sie hegten neue Hoffnung und brachten sich und ihre Arbeitskraft für die beheimateten Bauern ein. Die aufnehmenden Bewohner sind zum Teil hilfsbereit, aber auch sehr skeptisch, schliesslich müssen die Lebensmittel nun für mehr Menschen reichen als vorher.
Alma wartet seit Kriegsende auf die Rückkehr ihres Verlobten Friedrich und aus Angst vor einer schlechten Nachricht, öffnet sie ein ankommendes Schreiben der Wehrmachtsauskunftsstelle nicht. Viel lieber liest sie die ihr vertrauten alten Briefe, in denen Friedrich ihr seine Gefühle versichert. Das erschien mir am Anfang ja noch verständlich, ich konnte auf Dauer aber nicht nachvollziehen.
Dieser Roman zeigt eine Flüchtlingsgeschichte, die sofort an aktuelle Vorgänge erinnert. Sie zeigt neben einigen aufgedeckten Geheimnissen auch Optimismus und Zuversicht auf, die ein neues Leben in einer neuen Heimat verspricht und den Menschen Hoffnung und neue Kraft verleiht.
Manche Entwicklungen fand ich etwas vorhersehbar und einige Szenen wurden nur erzählt und damit etwas oberflächlich abgehandelt. Da hätte ein etwas tiefer gehender Blick gut getan.
Dieser unterhaltsame geschriebene Roman lässt sich gut lesen. Er zeigt, unter welchen Problemen und Sorgen Nachkriegsflüchtlinge und auch Alteingessene zu kämpfen hatten und wie Freundschaft neue Wege ebnet.