Das Standardwerk zur Wirtschaftsgeschichte
Kaum eine Frage ist umstrittener und stärker mit Ideologie befrachtet als die, warum manche Länder wirtschaftlich äußerst erfolgreich sind, während andere unfähig scheinen, aus ihrer Armut herauszufinden. Liegt es am Klima? An der Kultur? An der Politik? In seiner umfassenden Geschichte über die Weltwirtschaft der letzten sechshundert Jahre entwickelt David Landes Antworten auf diese Fragen und bietet zugleich ein Standardwerk zur Geschichte der Weltwirtschaft.
Kaum eine Frage ist umstrittener und stärker mit Ideologie befrachtet als die, warum manche Länder wirtschaftlich äußerst erfolgreich sind, während andere unfähig scheinen, aus ihrer Armut herauszufinden. Liegt es am Klima? An der Kultur? An der Politik? In seiner umfassenden Geschichte über die Weltwirtschaft der letzten sechshundert Jahre entwickelt David Landes Antworten auf diese Fragen und bietet zugleich ein Standardwerk zur Geschichte der Weltwirtschaft.
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 20.06.2009Wirtschaftsbuch
Zum Thema
Ein wenig Historie
Michael North: Kleine Geschichte des Geldes. Vom Mittelalter bis heute. Verlag C. H. Beck, München 2009, 255 Seiten, 14,95 Euro.
Der Greifswalder Historiker hat seine vor 25 Jahren erschienene Geschichte des Geldes bis heute fortgeschrieben.
Arm und reich
David S. Landes: Wohlstand und Armut der Nationen. Warum die einen reich und die anderen arm sind. Siedler Verlag, Berlin 1999, 683 Seiten.
Geld spielt in dieser opulenten Geschichte der Weltwirtschaft der letzten 1000 Jahre eine Rolle. Aber David Landes geht es vor allem um die Frage, warum Armut und Wohlstand zwischen den Nationen so ungleich verteilt sind.
Die Geschichte des Geldes
Niall Ferguson, renommierter Geschichtsprofessor an der noch renommierteren Harvard University, ist ein ungemein produktiver Autor. Es vergeht kaum ein Jahr, in dem er nicht ein umfängliches Buch veröffentlicht, das mit einer provokanten These die Aufmerksamkeit erregt. Insofern fällt sein neuestes Buch etwas aus dem Rahmen.
Es umfasst nur gut 300 großzügig gesetzte Seiten Text. Und es fehlt eine provokante These – es sei denn, man fühlte sich durch die Behauptung provoziert, Geld sei „die Wurzel beinahe allen Fortschritts”. Fergusons um Anschaulichkeit und Verständlichkeit bemühte Geschichte des Geld- und Finanzwesens ist dennoch lesenswert. Sie bietet erhellende Einblicke in die Funktionsweise des Geldes und der nach und nach entstandenen Finanzmärkte, und das hilft, die gegenwärtige Finanzkrise zu verstehen.
Ferguson hat sein Buch systematisch organisiert, indem er nacheinander die „Hauptelemente des modernen Finanzsystems” vorstellt. Zunächst widmet er sich der Entstehung des Geldes und des Geldverleihens. Bis ins zweite Jahrtausend vor Christus zurückblendend, erläutert er anhand vieler Beispiele und Abbildungen die wichtigsten Funktionen des Geldes als Tauschmittel, Verrechnungseinheit und Wertspeicher.
Dann beschreibt er den Rentenmarkt: Die „Geburt der Anleihe” nennt Ferguson die „zweite große Revolution” nach der Einführung des Kredits durch die Banken. Im dritten Kapitel stehen die Aktienmärkte, im vierten die unterschiedlichen Arten des Risikomanagements in Versicherungen im Mittelpunkt. Das fünfte Kapitel beschäftigt sich mit dem Immobilienmarkt und dürfte vor allem für amerikanische Leser und Leserinnen lehrreich sein. Im sechsten Kapitel analysiert Ferguson das Auf und Ab des globalen Finanzsektors.
Dabei geht er ausführlich auf die Hedgefonds ein, deren Rolle er – ungeachtet skrupelloser Spekulanten und Investoren – positiv beurteilt. Abschließend urteilt er, dass sich die Finanzmärkte keineswegs zu einem „Monster” entwickelt hätten, wie es selbst Bundespräsident Horst Köhler gelegentlich beklagt, sondern dass sie vielmehr „der Menschheit einen Spiegel vorhalten”, der enthülle, „inwieweit wir uns selbst und die Ressourcen der Welt wertschätzen”.
Man merkt dem Buch deutlich an, dass es auf den amerikanischen Markt und seine Leser zielt. Die meisten der zur Illustration herangezogenen Beispiele stammen aus der amerikanischen Geschichte. Andere Finanzsysteme, wie etwa das islamische, kommen erst gar nicht vor. Und man merkt ebenfalls deutlich, dass das Buch abgeschlossen wurde, bevor die Finanzkrise sich zu einer weltweiten Wirtschaftskrise auswuchs. Die Hoffnungen auf Stabilisierung, die Ferguson beispielsweise in Länder wie China oder Russland setzte, sind mittlerweile zerstoben.
Mag also manches schon überholt sein, seine drei wesentlichen Erkenntnisse bleiben bedenkenswert: Erstens ist Armut demnach nicht die Folge von Ausbeutung durch gewissenlose „Kredithaie”, sondern des Fehlens funktionstüchtiger und für jedermann zugänglicher Finanzinstitutionen. Zweitens eröffne das Zusammenwachsen der Finanzmärkte den in finanziellen Dingen lernwilligen und -fähigen Menschen neue Chancen. Und drittens lässt sich die Finanzgeschichte als „klassisches Beispiel von tätiger Evolution” begreifen. Die Antwort auf eine grundsätzliche Frage lässt Ferguson unbeantwortet: Ob es Alternativen zu dem permanenten Auf und Ab an den Finanzmärkten gibt und ob die dem marktwirtschaftlichen System innewohnenden Krisen und Verwerfungen zwangsläufig wohl der Preis für den relativen Wohlstand sind. Werner Bührer
Niall Ferguson:
Der Aufstieg des Geldes.
Die Währung der Geschichte.
Econ Verlag, Berlin 2009,
367 Seiten, 24,90 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.sz-content.de
Zum Thema
Ein wenig Historie
Michael North: Kleine Geschichte des Geldes. Vom Mittelalter bis heute. Verlag C. H. Beck, München 2009, 255 Seiten, 14,95 Euro.
Der Greifswalder Historiker hat seine vor 25 Jahren erschienene Geschichte des Geldes bis heute fortgeschrieben.
Arm und reich
David S. Landes: Wohlstand und Armut der Nationen. Warum die einen reich und die anderen arm sind. Siedler Verlag, Berlin 1999, 683 Seiten.
Geld spielt in dieser opulenten Geschichte der Weltwirtschaft der letzten 1000 Jahre eine Rolle. Aber David Landes geht es vor allem um die Frage, warum Armut und Wohlstand zwischen den Nationen so ungleich verteilt sind.
Die Geschichte des Geldes
Niall Ferguson, renommierter Geschichtsprofessor an der noch renommierteren Harvard University, ist ein ungemein produktiver Autor. Es vergeht kaum ein Jahr, in dem er nicht ein umfängliches Buch veröffentlicht, das mit einer provokanten These die Aufmerksamkeit erregt. Insofern fällt sein neuestes Buch etwas aus dem Rahmen.
Es umfasst nur gut 300 großzügig gesetzte Seiten Text. Und es fehlt eine provokante These – es sei denn, man fühlte sich durch die Behauptung provoziert, Geld sei „die Wurzel beinahe allen Fortschritts”. Fergusons um Anschaulichkeit und Verständlichkeit bemühte Geschichte des Geld- und Finanzwesens ist dennoch lesenswert. Sie bietet erhellende Einblicke in die Funktionsweise des Geldes und der nach und nach entstandenen Finanzmärkte, und das hilft, die gegenwärtige Finanzkrise zu verstehen.
Ferguson hat sein Buch systematisch organisiert, indem er nacheinander die „Hauptelemente des modernen Finanzsystems” vorstellt. Zunächst widmet er sich der Entstehung des Geldes und des Geldverleihens. Bis ins zweite Jahrtausend vor Christus zurückblendend, erläutert er anhand vieler Beispiele und Abbildungen die wichtigsten Funktionen des Geldes als Tauschmittel, Verrechnungseinheit und Wertspeicher.
Dann beschreibt er den Rentenmarkt: Die „Geburt der Anleihe” nennt Ferguson die „zweite große Revolution” nach der Einführung des Kredits durch die Banken. Im dritten Kapitel stehen die Aktienmärkte, im vierten die unterschiedlichen Arten des Risikomanagements in Versicherungen im Mittelpunkt. Das fünfte Kapitel beschäftigt sich mit dem Immobilienmarkt und dürfte vor allem für amerikanische Leser und Leserinnen lehrreich sein. Im sechsten Kapitel analysiert Ferguson das Auf und Ab des globalen Finanzsektors.
Dabei geht er ausführlich auf die Hedgefonds ein, deren Rolle er – ungeachtet skrupelloser Spekulanten und Investoren – positiv beurteilt. Abschließend urteilt er, dass sich die Finanzmärkte keineswegs zu einem „Monster” entwickelt hätten, wie es selbst Bundespräsident Horst Köhler gelegentlich beklagt, sondern dass sie vielmehr „der Menschheit einen Spiegel vorhalten”, der enthülle, „inwieweit wir uns selbst und die Ressourcen der Welt wertschätzen”.
Man merkt dem Buch deutlich an, dass es auf den amerikanischen Markt und seine Leser zielt. Die meisten der zur Illustration herangezogenen Beispiele stammen aus der amerikanischen Geschichte. Andere Finanzsysteme, wie etwa das islamische, kommen erst gar nicht vor. Und man merkt ebenfalls deutlich, dass das Buch abgeschlossen wurde, bevor die Finanzkrise sich zu einer weltweiten Wirtschaftskrise auswuchs. Die Hoffnungen auf Stabilisierung, die Ferguson beispielsweise in Länder wie China oder Russland setzte, sind mittlerweile zerstoben.
Mag also manches schon überholt sein, seine drei wesentlichen Erkenntnisse bleiben bedenkenswert: Erstens ist Armut demnach nicht die Folge von Ausbeutung durch gewissenlose „Kredithaie”, sondern des Fehlens funktionstüchtiger und für jedermann zugänglicher Finanzinstitutionen. Zweitens eröffne das Zusammenwachsen der Finanzmärkte den in finanziellen Dingen lernwilligen und -fähigen Menschen neue Chancen. Und drittens lässt sich die Finanzgeschichte als „klassisches Beispiel von tätiger Evolution” begreifen. Die Antwort auf eine grundsätzliche Frage lässt Ferguson unbeantwortet: Ob es Alternativen zu dem permanenten Auf und Ab an den Finanzmärkten gibt und ob die dem marktwirtschaftlichen System innewohnenden Krisen und Verwerfungen zwangsläufig wohl der Preis für den relativen Wohlstand sind. Werner Bührer
Niall Ferguson:
Der Aufstieg des Geldes.
Die Währung der Geschichte.
Econ Verlag, Berlin 2009,
367 Seiten, 24,90 Euro.
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Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.sz-content.de
»Ein Glückstreffer der Wirtschaftsgeschichtsschreibung.« Die Zeit