Wolfgang Koeppens Roman „Tauben im Gras“ (1951) ist eine Momentaufnahme der jungen Bundesrepublik Deutschland und zeigt eine Gesellschaft zwischen Zusammenbruch, Neuanfang und Restauration. Die vorliegende Studie stellt die vielfältigen Schwierigkeiten bei der Bewältigung der unmittelbaren Vergangenheit und der als destabilisiert empfundenen Gegenwart heraus, wie sie an den Figuren und ihren Beziehungen untereinander sichtbar werden. Der erste Teil beleuchtet, das den Roman dominierende Grundgefühl der Angst in mehreren Aspekten (Kriegsgefahr, individuelle Ängste, zwischenmenschliche Folgen). Teil zwei befasst sich mit den sozialen Defiziten wie sie sich innerhalb der Paar- und Familienbeziehungen, aber auch in der Kommunikation manifestieren. Der dritte Teil zeigt die Suche nach Orientierung (Werte, Normen, Sinngebung), charakterisiert verschiedene Weltbilder und untersucht die Verfolgung persönlichen Lebensglücks sowie das Element der Psychotherapie bei der Bewältigung des Lebens. Das Scheitern all dieser Versuche verweist auf den vierten Teil, der sich mit den Folgen des Scheiterns für die Lebenseinstellung und das Geschichtsverständnis der Figuren befasst.