Wolfgang Rihm zählt zu den großen deutschen Komponisten. Sein Werk zeichnet sich vor allem durch eines aus: künstlerische Freiheit. In seinem OEuvre lotet er die expressive Kraft der Musik aus und widersetzt sich dabei jedem Versuch der Einordnung. Moderne klassische Musik? Neue Musik? Wolfgang Rihms Musik steht für sich selbst.
Musikkritikerin und Autorin Eleonore Büning beschreibt in dieser Biographie zum ersten Mal Leben und Werk dieses phänomenalen Musikers. Durch ihre umfassende Musikkenntnis und langjährige Freundschaft zum Porträtierten gelingt ihr eine Darstellung des Komponisten, die ebenso fundiert wie persönlich ist.
- Biographie zum 70. Geburtstag des Ausnahmekünstlers
- Wolfgang Rihm im Interview: 25 Fragen und Antworten zum Alltag des Komponierens
- Mit vollständiger Diskographie (mit allen bis 2021 veröffentlichten Aufnahmen) und umfassendem Personen- und Werkregister
- Wolfgang Rihm als Lehrer und Netzwerker: Wie beeinflusst er das Musikdenken der Gegenwart?
Lebensgeschichte eines der wichtigsten und berühmtesten Komponisten der Neuzeit
Wolfgang Rihm sei »ein Sonderfall für die Musikgeschichte«, schreibt Eleonore Büning im Vorwort der Biographie. Der Komponist gehörte nie zu einer Seilschaft, sondern hat sich seine Unabhängigkeit bewahrt. Rihm empfindet Bach oder Beethoven als seine Zeitgenossen und schließt in seinem Musikbegriff einfach nichts aus. Seine Musik berührt auch Menschen, die keine Lust auf Avantgarde haben.
Tauchen Sie ein in die Klangwelt der neuen Musik und lassen Sie sich von der Virtuosität und dem Erfindungsreichtum von Wolfgang Rihms Kompositionen in den Bann ziehen!
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Perlentaucher-Notiz zur ZEIT-Rezension
© Perlentaucher Medien GmbH
"Material? Das bin auch immer ich selber": Eleonore Büning legt eine Biographie von Wolfgang Rihm vor, Lotte Thaler einen Band mit Gesprächen mit dem Komponisten
"Der Fortschritt ist seiner Natur gemäß immer fort. Nie dort, wo man ihn weiß." Mit diesem vor knapp fünfundzwanzig Jahren wortwitzig formulierten, dabei tief schauenden Statement führte der Karlsruher Komponist Wolfgang Rihm, Jahrgang 1952, Be- und Verurteilungen in den Debatten um Neue Musik ad absurdum, auch solche, die ihm selbst galten.
Gegen die als junger Komponist erfahrenen Kränkungen verteidigte er sich und viele Komponisten seiner Generation, die um 1980 als Vertreter einer "Neuen Einfachheit" von der Kritik über einen Kamm geschoren wurden, weil sie sich trauten, vernehmlich "Ich" zu sagen. Mit zahlreichen Essays und vielen Beiträgen zu Diskussionen bei den Donaueschinger Musiktagen oder den Darmstädter Ferienkursen für Neue Musik wurde Rihm zu einer bekannten Figur, feierte dort auch frühe Publikumserfolge. Erfolg aber war manchen auf dem Feld der Neuen Musik schon wieder "verdächtig".
Das alles und noch viel mehr erfährt man in Eleonore Bünings Biographie. Tatsächlich kann man sie als Kompendium der Neuen Musik der letzten fünfzig Jahre lesen. Vorneweg geht Büning auf Rihms Verhältnis zur Religion ein. Folgt man ihr dann aufmerksam durch ihre Erzählung von Rihms Werkgruppen wie dem "Chiffre"-Zyklus, den "Séraphin"-Mutationen oder den "Symphonie fleuve"-Fortschreibungen, entsteht ein großformatiges Panorama europäischen Musiklebens. Das Personenregister ist denn auch ein "Who's who".
Der Schweizer Musikpsychologe Ernst Kurth fehlt darin allerdings. Aus dessen "Grundlagen des linearen Kontrapunkts" (1917) leitete und leitet Wolfgang Rihm seinen klanglichen Energieerhaltungssatz für das eigene Schaffen ab. Wenn es eine, frei nach Stockhausen, Superformel in Rihms Komponieren gäbe, könnte sie anhand von Kurths musikpsychologischen Erkenntnissen so formuliert werden: Erhalte die vom gesetzten Impuls aufgebaute Spannung unter allen Umständen, auch im Stillen, bis zum nächsten Impuls unbedingt aufrecht.
Kurth ist es auch, den Rihm seinen Schülern zur Lektüre empfiehlt. Das berichtet jedenfalls Birke Bertelsmeier, die mit ihrer Studie "Übermalung und Werkfamilie" eine erhellende Analyse von Rihms instrumentalem Komponieren vorlegte, in der Büning Erklärungsansätze für einige der aufgeführten Werke findet. Wie virtuos Büning hier zudem das Liebesleben von Rihm mit den Werkkommentaren des Meisters verknüpft und um internationale Pressestimmen ergänzt, das hat auch einen gewissen Unterhaltungswert.
Wie stets aber ist und bleibt es Rihm selbst, der in der direkten Gesprächssituation eine Brücke zum Wahrnehmen seiner Kunst gar nicht erst bauen muss, sondern sie selbst ist. "Material?! Das bin auch immer ich selber", lautet da eine Antwort auf eine von Bünings angehängten "25 Fragen zum Alltag des Komponierens", in denen Rihm auch über Blockaden und Krisen spricht - alles also ganz normal. Die Rihm-erfahrene Journalistin Lotte Thaler, die vor gut dreißig Jahren die "Neue Zeitschrift für Musik" zu neuer Blüte führte, die Paul-Bekker-Rezeption in Deutschland mit in Gang brachte und ganz nebenbei aufstrebenden Musikrezensenten ein Forum gab, hat sich für ihre "Gespräche mit Wolfgang Rihm" ebenfalls nach Karlsruhe aufgemacht und nachgefragt. Ganz offen geht Rihm hier mit seiner Krebserkrankung um, berichtet vom Haushalten mit seinen Kräften und dem verlangsamten, aber nicht abbrechenden Komponieren. "Warum sagst du, ein Werk wie 'Jagden und Formen' schreibt man später nicht mehr?", fragt Lotte Thaler einmal. Rihms Antwort: "Weil es ein Vertrauen in den élan vital darstellt, das man mit der Zeit durchaus in gesundem Maße zu relativieren lernt." ACHIM HEIDENREICH
Eleonore Büning: "Wolfgang Rihm". Über die Linie. Die Biographie.
Benevento Verlag, Elsbethen 2022. 224 S., geb., 24,- Euro.
Lotte Thaler: "Alles kommt ans Licht". Gespräche mit Wolfgang Rihm.
Wolke Verlag, Hofheim 2022. 74 S., br., 9,50 Euro.
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»Zum 70. Geburtstag des Komponisten Wolfgang Rihm erscheint eine erhellende, gewichtige Biographie« _Salzburger Nachrichten
»Ihrem geschmeidig fließenden, aber deshalb niemals harmlosen, behübschenden Erzählton folgt man beim Lesen gerne (...).« _ORF Radio Ö1
»(Die Biographie) kann man als Kompendium der Neuen Musik der letzten fünfzig Jahre lesen. Ein großartiges Panorama europäischen Musiklebens.« _FA
»(Sie schafft es, mit ihren Einblicken in das Leben und Wirken Rihms, ein kongeniales Werk zu schreiben, weil sie das, was er ist, was und wer ihn prägte und auf wen er wirkte, aus demselben aufnehmenden, ordnenden und ausdruckswilligen Geist heraus schreibt, der Rihm auszeichnet.« _Die Tagespost