Das deutschsprachige Mittelalter hat von den Anfängen bis zum 16. Jahrhundert eine überbordende Fülle an kleineren und kleinsten Dichtungen hervorgebracht - in Reimpaarversen, in Strophen und in Prosa, einmal mehr weltlich ausgerichtet, ein anderes Mal mit einem dezidiert geistlichen Charakter. Trotz verstärkter Forschungen der letzten Jahrzehnte haben diese Kleindichtungen immer noch nicht die Beachtung gefunden, die sie verdienen. Der vorliegende Band macht es sich nun zur Aufgabe, den heutigen Stand der Forschung zur Kunst der 'brevitas' und der literarischen Kleinformen im deutschsprachigen Mittelalter kritisch zu bilanzieren und die weitere Erschließung dieser Texte voranzutreiben. Dabei ist die Diskussion der insgesamt 15 Beiträge auf vier zentrale Themenfelder fokussiert: die Poetik der 'brevitas'; Typen geistlicher wie weltlicher Kleindichtungen vom Frühmittelalter bis zur Frühen Neuzeit; die Überlieferung kleiner literarischer Formen des deutschsprachigen Mittelalters in Handschrift und Druck sowie ihre Rezeption und ihre medialen Transformationen; außerdem werden die Resultate eines Workshops zu besonders reizvollen Grenz- und Problemfällen in der Edition von mittelhochdeutschen Mären präsentiert. Der Sammelband stellt somit wichtige konzeptionelle Überlegungen zu literarischen Kleinformen des deutschsprachigen Mittelalters an und kombiniert diese mit einem großen Spektrum an aufschlussreichen Fallbeispielen zur Typologie, Überlieferung und Edition der Texte. Er beruht auf den Vorträgen des 24. Kolloquiums der Wolfram von Eschenbach-Gesellschaft, das im September 2014 in Rostock stattgefunden hat.
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