Zoran Blasi¿c ist ein Aufsteiger. Als Spross jugoslawischer Gastarbeiter hat er den sozialen Aufstieg zum Bildungsbürger geschafft. Diskriminierung und Arbeitskämpfe spuken nur noch als dumpfe Erinnerungen durch sein Familiengedächtnis. Es bleiben ein paar Gespenster aus der Vergangenheit und ein Alkoholproblem. Um die Sucht in den Griff zu bekommen, zieht Zoran mit seiner Frau Michi für einen Sommer in das kleine Ostschweizer Dorf Schatterbach. Die Postkartenidylle beginnt zu bröckeln, als Zoran an einem Festumzug teilnimmt. Verborgen unter monströsen Vogelmasken, vertreiben die ausnahmslos alten Bewohner Schatterbachs einmal im Jahr die Geister aus ihrem Dorf. Doch statt es vom Bösen zu befreien, scheint es, als würden unter den Masken die Toten wiederkehren. Während Zoran zunehmend besessen den lebenden Toten in Schatterbach nachforscht, verheddert er sich in seinen eigenen Erinnerungen. Er durchlebt noch einmal jenes Jahrzehnt, in dem Jugoslawien blutig auseinanderbrach und in der Schweiz ein neuer rechtspopulistischer Rassismus entstand. Grossmutter und Vater wurden in den 90er Jahren von stolzen Kommunisten zu serbischen Nationalisten. Zoran selbst beendete seine Jugend als orientierungsloser Teenager mit einer Gewalttat. Timo Krstin gelingt in seinem Roman ein tänzerischer Hochseilakt über verschiedene Zeit-, Raum- und Wahrnehmungsebenen. Mit diesem gekonnt eingesetzten halb surrealistischen Stilmittel zeichnet er ein stimmiges Bild der Gemeinsamkeiten, die Menschen unabhängig ihrer Herkunft unter bestimmten politischen und gesellschaftlichen Tendenzen entwickeln. Timo Krstin ist Schriftsteller und Theatermacher aus Zürich. Mit seiner Performancegruppe >Kursk< schreibt, inszeniert und spielt er Stücke, die sich oft mit Geschichte und Gegenwart der Arbeiterklasse befassen. Für das Stück >Apparatschik< wurde er mit dem Stuttgarter Autorenpreis ausgezeichnet. Seine Gedichte erscheinen regelmässig in renommierten Literaturmagazinen. Bisherige Veröffentlichungen: >Niederschlagsarten<, Gedichte, 2018. >Leopardenmorde<, Roman, Klak-Verlag 2022. Für das Manuskript von >Wolfsmilch< bekam er ein halbes Werkjahr von der Stadt Zürich zugesprochen.
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