wortlos faszinierend - Tja - was wollen dieser offenbar alternde, lebensgereifte Wanderer, welcher es nach der Lebensmitte auf Sinnsuche noch einmal wissen will, und die wortkarg und getrieben ein mir nicht nachvollziehbares, fiktives Zielpensum von Locations abstromernde (Motto: hab ich halt
gemacht), junge Tschechin eigentlich voneinander? Religiöse Pilgernde sind beide keinesfalls. Einmal auf…mehrwortlos faszinierend - Tja - was wollen dieser offenbar alternde, lebensgereifte Wanderer, welcher es nach der Lebensmitte auf Sinnsuche noch einmal wissen will, und die wortkarg und getrieben ein mir nicht nachvollziehbares, fiktives Zielpensum von Locations abstromernde (Motto: hab ich halt gemacht), junge Tschechin eigentlich voneinander? Religiöse Pilgernde sind beide keinesfalls. Einmal auf dem Camino zufällig zusammengetroffen, begleiten Sie einander klettenhaft - und ich kann eigentlich wirklich nicht nachvollziehen, wieso? Ein Vater-/Tochter-Verhältnis bzw. eine Topf- und Deckel-Synergie ist und wird das nicht. So ist es halt im prallen Leben - eine Alles hat irgendwie seine Zeit. Trotz aller Einflüsse anderer und unterhaltsamerer Camino-Bekanntschaften stehen beide den strapaziösen Trail gemeinsam durch, ohne sich gegenseitig persönlich zu finden. Zwei Generationen, der lebensaffine, aber nur zeitweise vom Berufsstress und festem Privatumfeld ausgestiegene Sabatical Arne einerseits, und die Internet-gesteuerte, aber anscheinend einsam Getriebene Lenka andererseits treffen aufeinander - einzig mit gemeinsamem Ortsziel? Was verbindet die beiden nach jenem Trip noch? Die Protagonistin verbleibt in ihrer verschlossenen Persönlichkeitsstruktur undurchschaubar - während den kontaktaufgeschlossen und sozial eigentlich integrierten Arne, diverse verdrängte Dämonen seiner Kindheit heimsuchen. Der Vater ermordet, die dann alleinerziehende Mutter berufstätig und unempathisch bis quälend sowie ein nationalkonservativer und autoritärer Opa, der sich als einstiger KZ-Scherge entpuppte, in Sichtweite damaliger Wirkungsstätte wohnend. Wahrhaft heftig - da stockt einem der Atem! Auch solches wird vom Kontemplation suchenden Protagonisten in kurzen und prägnanten Sätzen, durchaus mit hintergründigem bis sarkastischem Humor und ohne Selbstmitleid dargelegt - ein Stakkato, welches einen bis zum Ende fesselt. Sowohl das mit einigen gelungen Tuschezeichnungen von Ralph Mathis illustrierte Paperback-Buch, als auch die zügig in diversen Etappen von Heiner Lenz gelesene Audio-Version empfehle ich - denn beide Darbietungsarten nahm ich mit verschiedenen Assoziationen wahr (beim Lesen bestimmt man halt Tempo und Pausen selbst). Das macht Lust auf Mehr von diesem im Leben stehendem Autoren.“