Studienarbeit aus dem Jahr 2011 im Fachbereich Didaktik - Germanistik, Note: 1,3, Technische Universität Darmstadt (Institut für Sprach- und Literaturwissenschaft), Veranstaltung: Mehrsprachigkeitsdidaktik, Sprache: Deutsch, Abstract: Das Konzept der Mehrsprachigkeitsdidaktik Im Kontext der Spracherwerbsforschung und der Allgemeinen Didaktik ist seit den letzen 30 Jahren ein Paradigmenwechsel zu konstatieren. Während zuvor Fragen der Lehrstoffauswahl und der Lernkontrolle im Mittelpunkt standen, kann in jüngster Zeit von einer verstärkten „Hinwendung zur Erforschung und Entfaltung der Lernerperspektive“ gesprochen werden (vgl. Hufeisen/ Neuner 2005: 13). Die Konzentration auf die Lerner als Subjekte des individuellen Aneignungsprozesses führt auch zu einem vermehrten wissenschaftlichen und didaktischen Interesse an deren Lernvoraussetzungen und Lernerfahrungen. Auch wenn dieser positive Trend durchaus zu verzeichnen ist, scheint „Multilingualismus als Norm“ eher auf theoretischer Ebene relevant zu sein. In der Unterrichtspraxis wird das Konzept der Mehrsprachigkeit noch relativ wenig beachtet, vor allem aber wird Mehrsprachigkeit leider immer noch als Hindernis gesehen, das dem „Ideal des monolingualen Sprechers“ vor allem im Sprachunterricht entgegensteht (vgl. Kärchner-Ober 2009: 45). Die Notwendigkeit und der Sinn potenzielle Mehrsprachigkeit positiv zu nutzen und so in den Unterricht einzubinden, dass die Lerner in ihrem Spracherwerb davon profitieren können, muss noch den Sprung von der Forschung in das Klassenzimmer schaffen, damit angewandte Mehrsprachigkeitsdidaktik zum Regelfall an Schulen und Hochschulen werden kann. Die lernerorientierte Forschung und Fremdsprachendidaktik hat sich dieser Notwendigkeit bereits angenommen und beschäftigt sich in diesem Zusammenhang mit Fragen nach dem Sprachbesitz und den vorausgehenden Sprachkenntnissen. Der Fokus liegt hierbei auf dem Aspekt der sprachlichen und außersprachlichen Vorerfahrungen und Vorkenntnisse der Lerner. Zu Hinterfragen ist hier in erster Linie, welche Rolle diese Fähigkeiten beim Fremdsprachenlernen spielen und wie diese sinnvoll aktiviert und in die Unterrichtspraxis integriert werden können (vgl. Hufeisen/ Neuner 2005: 14). Wichtig hierbei ist das Bewusstsein, dass Lerner einer Fremdsprache mit dem Beginn des Fremdsprachenerwerbs bereits über ein muttersprachliches System und andere fremdsprachlichen Kenntnisse einerseits, über ein breites Kontext- und Weltwissen andererseits verfügen, sie also niemals bei „Null“ anfangen. Fremdsprachenerwerb ist auf dieser Grundlage deshalb immer als Prozess von Spracherweiterungen beziehungsweise Sprachveränderungen zu betrachten (vgl. Hufeisen 1991: 24).