Essay aus dem Jahr 2014 im Fachbereich Sprachwissenschaft / Sprachforschung (fachübergreifend), Note: 1,3, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (Geschichte), Veranstaltung: Posen im 19. Jahrhundert, Sprache: Deutsch, Abstract: Im Folgenden werde ich mich mit der Frage beschäftigen, wovon eine erfolgreiche sprachliche Integration abhängt. Wie kann die gegenwärtige deutsche Integrationspolitik im Vergleich zur preußischen Integrationspolitik im Großherzogtum Posen des 19. Jahrhunderts gesehen werden? Welche Anregungen gibt die Situation in Posen, sich auf neue Weise mit den zeitgenössischen Problemen der Integration auseinanderzusetzen? In den vergangenen zwei Jahren ist die Zahl der Migranten in Deutschland stark gestiegen. Im ersten Halbjahr 2013 sind nach den Ergebnissen des Statistischen Bundesamtes 555000 Personen nach Deutschland gezogen. Das waren 55000 Zuzüge mehr als im ersten Halbjahr 2012. Von allen im ersten Halbjahr 2013 Zugezogenen hatten 501000 Personen eine ausländische Staatsangehörigkeit. Bei dieser Anzahl von Menschen ist eine gute Integrationspolitik erforderlich. Laut Bundesbeauftragten für Migration, Flüchtlinge und Integration ist seit 2005 Integration „Schwerpunktaufgabe“ der Bundesregierung. Inhaltlich im Mittelpunkt stehen die Schwerpunkte Sprache, Bildung und Ausbildung, sowie Arbeitsmarkt. Auch schon in früheren Perioden stellten sich den Regierungen strukturell vergleichbare Probleme. Als Beispiel soll hier das Großherzogtum Posen des 19. Jahrhunderts dienen, welches ein annektierter Teil des preußischen Staates war. Heute geht es in Deutschland zwar nicht um eine Integrationspolitik für ein annektiertes Land, aber auch heute stellt sich genau wie in Posen die Frage, wie man nun mit der Bevölkerung umgehen soll. In der heutigen Zeit werden immer wieder hitzige Debatten über die sprachliche Integration geführt. Denn ähnlich wie in der Provinz Posen gibt es auch heute noch einen Hang zur Bildung von Parallelgesellschaften, in denen bestimmte Bevölkerungsgruppen ein von der übrigen Gesellschaft „isoliertes“ Leben führen, was die Integrationsbemühungen erschwert. Als Gegenmaßnahme übt man Druck aus, indem man die Migranten sozusagen zwingt, deutsch zu lernen, was in Form von Integrationskursen erfolgt. Doch betrachtet man das Posener Beispiel, sollte man wohl noch einmal darüber nachdenken, ob man mit Zwang vorgehen sollte. Denn unser Nachdenken über die Beseitigung der Parallelgesellschaften könnte dazu führen, dass sie sich nur noch mehr verfestigen.